Sprachliches Meisterwerk mit faszinierenden Fakten

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lefra Avatar

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Von der Sargassosee hinaus in die Welt. Patrik Svensson schwimmt in „Das Evangelium der Aale“ mit den Aalen und bringt dem Licht ins Dunkel um den wohl verkanntesten Fisch unserer Gewässer.

„Nie in seiner Kindheit war Patrik Svensson seinem Vater so nah wie beim Aalfischen. Als Erwachsener stellt er fest: Der Erinnerung an seinen Vater kommt er nicht auf die Spur, ohne nach dem Fisch zu suchen, der sie miteinander verband – und über den wir bis heute erstaunlich wenig wissen. Poetisch und spannend entwirft Svensson eine Natur- und Kulturgeschichte der Aale, von Aristoteles und Sigmund Freud über Günter Grass bis zu Rachel Carson, und verbindet sie mit seiner persönlichen Geschichte. Auf verschlungenen Wegen wird das Rätsel des Aals zum Bild für das Leben selbst. Und Das Evangelium der Aale zu einer großen, umwerfenden Erzählung über ein sonderbares Tier und ein Leben auf der Suche.“

Dies verspricht der Klappentext, doch ist diese groß angekündigte persönliche Verbindung Svenssons leider nicht viel mehr als „und dann war ich mit meinem Vater angeln und Mutter musste die Aale zubereiten“. Über weite Strecken relativ nichtssagend und langweilig. Ein Lückenfüller ohne echten Mehrwert für das Buch, schade, denn hier hätte für mich der absolute Pluspunkt stecken können.

Da die Kapitel aber nur teils Svensson und seinen Vater betreffen und die restlichen Kapitel sich einzig und allein dem Aal widmen, kann das Buch doch noch punkten. Mit unfassbaren Fakten, schlau und wortgewaltig geschrieben verbindet Svensson hier die Geschichte des Aals mit der der Menschen. Sowohl das enorme Wissen, dass hier zu einem (mir zuvor) weitgehend unbekannten Gebiet super anschaulich vermittelt wird ist dabei überraschend, manchmal schockierend und manchmal bringt es zum Schmunzeln. Aale, die sich nicht fortpflanzen können sondern einfach geschlechtslos aus dem Schlamm entstehen – tatsächlich eine sehr frühe Theorie zur Entstehung der Aale, die aus heutiger Sicht einfach nur noch amüsant wirkt. Das unschlagbare Highlight ist aber die Sprache. Gerade bei einem Sachbuch eine nahezu poetische Sprache vorzufinden, die derart geistreich mit den Worten spielt und so aus kleinen Details ein großes Ganzes schafft, ist außergewöhnlich. Ein sprachliches Meisterwerk!