Vater und Sohn und die Aale

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petris Avatar

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Der erste Eindruck:
Aufmerksam wurde ich auf Patrik Svenssons Buch durch den wunderschönen Einband. Farben, Schrift, Motiv,… Das sprach mich sofort an. Der Klappentext versprach eine ganz besondere Geschichte, tatsächlich etwas, was ich in dieser Art noch nie gelesen hatte. Die Leseprobe überzeugte mich schließlich, ich tauchte sofort ein in Svenssons sachliche und dennoch irgendwie poetische Sprache. Dieses Buch musste ich lesen!

Das Buch:
In seinem Evangelium der Aale verbindet Patrik Svensson zwei sehr unterschiedliche Erzählstränge, da geht es einerseits um sein Aufwachsen mit seinem Vater, einem einfachen, oft wortkargen, aber guten Mann, mit dem ihn recht wenig verbindet, außer die Begeisterung für die Aalfischerei und das Interesse für diesen geheimnisvollen Fisch. Im zweiten Erzählstrang geht es genau um dieses Tier, es ist sozusagen eine Kultur- und Naturgeschichte des Aals, sehr spannend erzählt vom Autor. Man würde es nicht glauben, aber der Aal schafft es tatsächlich Themen wie die Mayflower, Freund, Günter Grass Blechtrommel, die alten Ägypter, die baskische ETA und viele mehr zu verbinden. Svensson holt weit aus, verliert aber nie den Faden und lässt den*die Leser*in staunen.

Die Sprache:
Mir hat sie von der Leseprobe an gefallen. Sie ist schlicht und sachlich und dennoch poetisch, jedes Wort wirkt genau überlegt und an seinem Platz, das liest sich langsam, ein wenig Geduld benötigt man schon für die Lektüre. Für Fans anglosächsischer, schneller Geschichtenerzählkunst ist dieses Buch auf alle Fälle nichts.
„Doch es ist eben auch ein Missverständnis, das zeigt, dass man nicht nur der Wissenschaft oder dem Aal selbst nicht trauen kann, wenn es um den Aal geht. Auch Gott kann man nicht trauen. Oder den Deutern von Gottes Wort. Oder Worten im Allgemeinen.“ S. 117

Fazit:
Wie erwartet hat mir „Das Evangelium der Aale“ sehr gut gefallen. Es ist ungewöhnlich, etwas Interesse für naturkundliche Themen muss man schon mitbringen und manchmal war meine Geduld gefordert, da ich normalerweise eine ungeduldige schnelle Leserin bin, was bei dieser Fülle an Themen und auch bei der bedachten Sprache hier nicht gut ging. Aber es hat sich gelohnt. Ein (nicht nur optisch) ganz besonderes, außergewöhnliches Buch!