Grandios aufgrund von Einblicken in die Täterpsyche

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marcello Avatar

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"Das Falsche in mir" handelt von dem 50-jährigen Lukas Salfeld, der als Jugendlicher seine Freundin Marion getötet hat. All das hat er hinter sich gelassen, aber da seine eigenen Töchter und viele junge Mädchen auf der Straße Marion so ähnlich sehen, kommen seine Phantasien wieder an der Oberfläche. Schließlich wird ein Mädchen aufgefunden, das genauso wie Marion aussieht und auch auf die gleiche Art und Weise wie sie getötet wurde. Die ermittelnden Kommissare erkennen diese Parallelen schnell, aber Lukas flieht. Er begibt sich selbst auf die Suche nach dem Täter, nichtsahnend, dass er vielleicht doch letztlich sich selbst sucht, denn er hat an die Mordnacht keine Erinnerung mehr.
Im Prolog bekommt man zunächst Einblick in die Psyche eines Mörders. Er berichtet von Phantasien, die so intensiv sind, dass sie auch wirklich passiert sein könnten. Er erzählt davon, dass er sich zunächst die einfachen Opfer ausgesucht hat, also die, die keiner vermisst. Um sich zu steigern hat er sich schließlich für ein Mädchen namens Anne Martenstein entschieden. Diese ist so in die Gesellschaft integriert, dass es schwer ist, sie alleine zu packen zu kriegen und sie wird definitiv vermisst werden.
Danach befindet man sich beim Ich-Erzähler, Lukas Salfeld, der einem jungen Mädchen hinterher geht, das einen blonden Pagenhaarschnitt hat. Aufgeregt folgt er diesem, fasziniert davon, dass sie die Gefahr nicht wittert. Plötzlich klingelt ihr Handy und der Moment ist vorbei. Er hört nur noch, dass sich abends im "Jensen" verabredet und geht dann noch Hause. Dort gerät er in einen Streit zwischen seiner Frau Birgit und seiner 15-jährigen Tochter Teresa, die einen festen Freund hat und mit diesem beim Sex von der Mutter erwischt wurde. Lukas ist sauer, er will diese Beziehung nicht, aber er kann sich gerade noch zusammenreißen und verlässt abends die Wohnung. Gleichzeitig wird bei Sina Rastegar auf dem Revier eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Sina ist skeptisch, da Mädche gerne schon mal nach einem Streit mit ihren Eltern verschwinden. Am nächsten Tag fährt Lukas zur Arbeit, um gleich darauf mit einem Firmenwagen loszufahren, da er außerhalb Termine wahrnehmen muss. Ebdlich kommt er dazu die Nachrichten zu hören und er wird von einem vermissten Mädchen namens Anne Martenstein berichtet. Die Beschreibung passt genau auf das Mädchen, das Lukas am Vortag verfolgt hat und genau das wurde auch zuletzt im "Jensen" gesehen. Lukas googlet ein Bild des Mädchens und ist zunächst erleichtert, dass es nicht das Mädchen ist, aber es ändert nicht daran, dass er sich an den Abend nicht erinnert und dass er sehr wohl was mit Annes Verschwinden zu tun haben könnte.
Das war mal eine sehr faszinierende Leseprobe. Schon der Prolog hat mir sehr gut gefallen, da man so mal einen kleinen Abriss davon bekommt, wie sich die Psyche eines Täters verändert, dass er zwischen Phantasie und Realität nicht mehr unterscheiden kann. Noch besser gefiel mir dann, dass wir einen potentiellen Mörder/Täter durch die Ich-Perspektive begleiten. Grandios zu begleiten, wie Lukas die Verfolgung aufnimmt, man spürt regelrecht die seine Aufregung und seine Anspannung und wie das mir nichts dir nichts wieder aufhört und er wieder in der Realität ist. Faszinierend ist das vor allem auch, weil Leser tendenziell dazu neigen, mit dem Ich-Erzähler zu sympathisieren, weil man ihn am besten kennen lernt und genau weiß, wie er denkt und handelt. Daher ist es sicherlich interessant, wie sich das bei diesem Ich-Erzähler entwickelt, denn sein Denken und vielleicht sein Handeln wird von einem riesigen Schatten überlagert. Wie gesagt, die Leseprobe war großartig, spannend und obwohl umfangreich viel zu wenig. Der Klappentext verspricht auf für den Rest von "Das Falsche in mir" Hochspannung pur und ich habe keine Zweifel, dass das gegeben ist!