Auf Etappen gelesen, ganz nett (3,5 Sterne)

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elke seifried Avatar

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Kindermund tut Wahrheit kund, heißt es so schön und Eva Dignös und Katja Schnitzler haben aus den Kindersprüchen, die Leserinnen und Leser der »Süddeutschen Zeitung« gesammelt haben, für dieses Buch die besten Zitate herausgepickt, um zu unterhalten, Eltern den einen oder anderen Tipp zu geben und zu zeigen, wie Kinder unsere Welt wahrnehmen.

Als Leser erhält man hier in 15 thematisch abgegrenzte Kapitel untergliedert Kindersprüche und deren Interpretation geboten. Beginnend mit eher allgemeinen "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" bzw. „Kleine Missverständnisse“ geht es weiter über Themen wie z.B. "Familienbande", „Seltsame Tierwesen“, „Kulinarische Kuriositäten" oder auch „Rund ums Geld" bis hin zu solchen wie "Mitten im Leben" „Ausgezogen um die Welt zu sehen“ oder „Lernen“. Am Anfang eines jeden Kapitels findet sich eine Beschreibung, eine Art kleine Einleitung zum Themengebiet, die sowohl interessante als auch vergnügliche Informationen liefert und einstimmt auf die Kinderzitate, die anschließend eingebettet in Kommentare der beiden Autorinnen folgen. So erfährt man bei den kulinarischen Kuriositäten z.B. Allgemeines, wie dass was Kind A liebt, Kind B noch lange nicht schmecken muss, weil kein Kind gleich dem anderen ist oder auch von den sicher den vielen bekannten Nudel mit und ohne Ketchup als Essenswunsch. Auch Tipps, wie z.B. sich als Eltern vor dem Essen für die Nerven einen Schokoriegel zu gönnen, wenn das Kind zu sehr mäkelt, finden sich hier. Bei einigen Kapiteln gibt es am Ende auch noch Informationskästen, die Erziehungstipps, wissenschaftliche Erkenntnisse oder sonstige Fakten und Extras bieten, so z.B. bei der Familienbande, darüber, warum Streit unter Geschwistern so wichtig ist und wie man als Eltern damit umgehen soll, oder bei den Tierwesen wissenschaftliche Erkenntnisse vom Wert eines Haustieres für die Entwicklung des Kindes.

Die Mischung der Zitate ist bunt und vielfältig. Aktuell sind die Zitate zudem, Corona hat so z.B. ebenfalls bereits Einzug gehalten, wenn z.B. die fünfjährige Georgina beim Griechen ruft, „Wo bleibt mein Virus?“, als sie hungrig auf ihr Gyros warten muss. Immer wieder konnte ich wirklich herzhaft schmunzeln, wie über Linus mit seinem „Ich mag den Käse nicht!“- „Warum?“–„Mir schmecken die Löcher nicht!“ oder auch über die fünfjährige Amalie „Mama, setz dich da hin, da ist extra Platz für seinen dicken Popo“. Immer wieder musste ich auch grinsen ob der geschickten Maschen der Kids, so z.B. beim dreijährigen Samuel, wenn der meint, „Mama, du siehst echt so schön aus, wenn du nicht mit mir schimpfst.“ Stellenweise sind Erinnerungen an meine eigenen Sprachholperer in der Kindheit aufgetaucht. Als ich das für den zweijährigen Julian typische „Wie zumfoniert das“ gelesen habe, musste ich so sofort an das mir als Kind eigene Saugstauber für den Staubsuager denken. Nicht selten war ich auch richtig gerührt. So wurde es mir beispielsweise warm ums Herz, wenn der dreijährige Jakob meint, beim Popcornmachen, darf kein Deckel auf den Topf, weil „Dann bekommt der Opa im Himmel auch welche ab!“. Stellenweise war ich aber auch schockiert und hätte des Zitats eigentlich nicht bedurft. Wenn auf ein „Was machst du da?“ von einem Fabian mit seinen fünf Jahren „Ich bringe Ameisen das Schwimmen bei, Heute lernen sie ertrinken.“, kommt, bin ich eher geschockt, als amüsiert. Ich denke oft hätte man wohl als Bekannter oder selbst Betroffener auch mehr schmunzeln können, für mich waren die Sprüche aber eher belanglos. „Sieht aus wie Schlagsahne“ sagt der zweijährige Nico beim Anblick von Neuschnee, ist so ein Beispiel, bei dem ich mir dachte, ja gut. Meist fand ich die Erläuterungen ganz gut, aber nicht immer war mir gleich auf den ersten Blick klar, worauf diese hinauswollte. „Zum Glück, ist die Zubereitung der Speisen meistens gewaltloser, als ihr Name befürchten lässt.“ beim Beispiel bei Noels Frage, „Sind die schon tot?“ auf seines Vaters Ankündigung, dass er Zimtschnecken macht. Klar, verwechselt er die mit den lebenden Schnecken aus dem Garten, aber gut.

Ich habe mich wohl etwas vom witzigen Cover und der spritzigen Kurzbeschreibung blenden lassen. Ehrlich gesagt hätte ich mir in dem Buch mehr Schenkelklopfer erhofft und war auch über die Erziehungstipps, derer ich nicht bedurft hätte, etwas verwundert. Ab und an ein wenig reinlesen, mal da ein Kapitel, mal da eines, dann ist es okay gewesen, an einem Stück lesen konnte ich nicht, weil sich das Vergnügen daran recht schnell abgenutzt hat.