Ein Antiheld auf den Spuren seines Alter Ego

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obilot Avatar

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Schwenke hat in seinem Roman den perfekten Antihelden entworfen. Den großen Autor den mache aus ihren Kindertagen kennen, andere dagegen nur vom Hörensagen, weil sie sich nie an die überschwänglichen Abenteuer Winnetous und Co herangewagt haben, stellt sich als verweichlichte Memme, grandioser Lügner und weltfremder alter Mann dar.

Seine von vielen einst für wahr gehalten Erzählungen sind alle erfunden. Gewiefte Leser hätten dieser Tatsache schon längst auf die Spur kommen können, denn verschiedene Details in seinen Reisebeschreibungen passen ganz einfach nicht mit der Realität zusammen. Darüber hinaus kann vieles nur maßlos übertrieben sein, denn wer spricht schon 600 verschiedene Sprachen. Schwenke führt hierzu verbildlichend auf wieviel Lebenszeit das Erlernen dieser Sprachen beanspruchen würde; und wo wäre dann auch noch genügend Zeit zum Reisen und Schreiben geblieben? Und so zerreißen sich die Presse und die Leser mit der Frage wieviel Wahrheit in seinen Romanen steckt, während Herr May sich im bereits fortgeschrittenen Alter erstmals wirklich auf die geografischen Spuren seines Alter Egos Old Shatterhand begibt. Doch der etwas zart beseidete Europäer leidet bereits an seinem ersten Tag in Ägypten an Durchfall und Übelkeit. Von den Einheimischen wird er nicht verstanden, noch versteht er sie, dafür ziehen sie ihn jedoch bei jeglichen Geldgeschäften stets über den Tisch.

Und so zieht es sich mit viel Humor und Ironie, mit etlichen Zeitungsausschnitten, wahrheitsgemäßen biografischen Darstellungen, aber auch so mancher Fantasterei des Autors – wie sollte es in einer „Karl May Biografie“ auch anders sein – durch das gesamte Werk. So unterhaltsam und amüsant das ganz ist, durch manche Länge muss der Leser auch hindurch. Aber es lohnt sich und ganz nebenbei sind wir am Ende um so einige Erkenntnisse über das Leben des Karl Mays reicher.