Ein neuer leuchtender Stern am südamerikanischen Literaturhimmel

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kleine hexe Avatar

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Woran erkennt man gute Bücher? Dass sie uns von der ersten Seite an fesseln? Das tut jeder halbwegs gut gemachte Thriller auch. Dass sie ein wahres Mosaik des Lebens in all seinen Facetten vor uns ausbreiten? Ja, das auch. Dass die Gestalten, die darin vorkommen, zu aus dem Leben gegriffenen Menschen werden und wir mit ihnen leiden, lieben, leben? Auf jeden Fall. Dass die Handlung uns gebannt die Seiten wenden lässt, auch wenn es kein Thriller ist? Mit Sicherheit ist das auch ein Merkmal eines guten Buches. Dass die Sprache (egal ob im Original oder in einer guten Übersetzung gelesen – an dieser Stelle ein großer Dank und Lob an Kirsten Brandt - ) also die Sprache des guten Buches unverkennbar, atmosphärisch dicht und Land und Leute und Zeit des Buches gerecht wird? Oh ja, unbedingt. Dass auf guten Büchern so etwas wie ein Zauber liegt, der uns gefangen nimmt und uns auf der letzten Seite zurück ins Hier und Jetzt mit großem Bedauern entlässt? Darauf vermag ich nicht zu antworten, ich weigere mich aus manchen Büchern entlassen zu werden.
All diese Kriterien stimmen in meinen Augen auf Sofia Segovias Das Flüstern der Bienen zu.
Erzählt wird das Buch in der sogenannten Legendenzeit und dadurch allgemeine Gültigkeit und Glaubwürdigkeit erreicht, auch wenn magische Elemente in der Handlung mit verwoben werden. Wir wissen, dass Herr der Ringe oder Harry Potter oder Alice im Wunderland moderne Kunstmärchen sind und akzeptieren sie als solche. In Das Flüstern der Bienen oder Das Geisterhaus oder Hundert Jahre Einsamkeit oder Bittersüße Schokolade, da glauben wir den magischen Elementen des Buches, die Magie wird immanenter Teil der Handlung, ohne ihr wäre das Erzählte gar nicht möglich. Wenn die Magie in den Fantasy-Romanen permanent präsent ist, ist sie in den zuletzt genannten Werken nur latent da, um punktuell in Erscheinung zu treten und ihre Wirkung zu entfalten. Und trotzdem sind wir überzeugt, die Handlung dieser Bücher kann sich so und nur so abgespielt haben.
Zugleich möchte ich Sofia Segovia als würdige und ebenbürtige Nachfolgerin der großen Autoren des südamerikanischen Magischen Realismus nennen, wie da wären Gabriel Garcia Márquez, Mario Vargas Llosa, Isabel Allende (das Frühwerk nur) oder Laura Esquivel, die Autorin von Bittersüßer Schokolade.