Auch verlorene Träume kann man wiederfinden

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Im ersten Moment assoziiert man mit dem Titel evtl. „Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ oder „Noch so eine Tatsache über die Welt“ – und liegt damit womöglich gar nicht schlecht.

Die Geschichte handelt von der widerborstig und schroff auftretenden Dot, die ihr Leben nach dem Verlust ihres Vaters auf ihre Arbeit im Fundbüro reduziert. Wenn sie es schafft, einen verlorenen Gegenstand seinem Besitzer zurückzugeben, ist für sie das Maximum an Glück erreicht. Geradezu erschüttert wird ihr Leben (erneut), als sie Mr. Appleby dabei hilft, eine Tasche mit Erinnerungen an seine verstorbene Frau wiederzubeschaffen …

Wie es weitergeht bzw. sich Dots Leben ändert, wird man selbst lesen oder hören müssen. Eins ist jedoch klar: Für einen Erstlingsroman ist „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ schon echt rund. Die Themen haben es in sich (Selbstmord, Verlust bzw. Umgang damit, verlorene Träume, Demenz, Komplexe usw.), fast schon ein bisschen zu viel – wären da nicht auch die thematischen Antagonisten (Hoffnung, Liebe); das ist alles sehr durchdacht, vielleicht ein bisschen reißbrettartig. Aber letztlich geht es hier auch vorwiegend um die Figuren: Wie meistern sie ihr Leben, ihre Herausforderungen, werden sie ihren Panzer ablegen können? Natürlich geht es vorwiegend um die „altjüngferlich wirkende“ Dot und ihr Leben (Wird es ihr gelingen, ins Leben zurückzukehren?), aber eben auch um ihre Familie. Auch hier zieht sich das Muster „perfekter Ausgewogenheit“ durch: Dot und ihre Schwester, ihre Kollegen und die von der Autorin mit großer Liebe zum Detail geschilderten verlorenen Gegenstände (ja, einige fühlen sich zumindest wohl für die Protagonistin ein Stückweit wie Figuren an). Mit einer ausgewogenen Portion leisen Humors und der für solche Geschichten perfekten Dosierung an Schrulligkeit wird das alles komponiert und zugleich leichtfüßig und doch höchst emotional, dabei aber nicht auf die Tränendrüsen zielend erzählt. Dazu passt Julia Meiers Stimme und ihre ruhige Vortragsart ziemlich gut. Was im Buch sicher besser rüberkommt, sind die „Kapitelüberschrifen“: Etiketten, mit denen Dot verlorene Gegenstände kennzeichnet. Wenngleich es bis hierhin nach einer 5-Sterne-Bewertung klingt, gibt es doch Abzüge, denn zwischenzeitlich ging es doch sehr gemächlich bzw. auch esoterisch (Geister der Vergangenheit …) zu, da war ich dann raus … Für alle, die kauzige Charaktere und nachdenklich stimmende Geschichten mögen, jedoch sicherlich ein schönes Hörerlebnis.