Die Seele des Verlorenen

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doralupin Avatar

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GEFUNDEN: Roman "Das Fundbüro der verlorenen Träume"
BESCHREIBUNG: Taschenbuch (neuwertig)
Umschlag: (kirschblütenrosa)
Cover: Handtasche (lila)& Blüte (magenta/cremegesprenkelt)
ORT: Bücherregal


Das Buch handelt von der jungen Frau Dot, die nach dem Verlust ihres Vaters im Fundbüro arbeitet und für die das Fundbüro ein ganz eigenes, magisches Universum darstellt. Dort fühlt sie sich wohl und glücklich, dort muss sie nicht daran denken, ob ihre "perfekte" Schwester wieder mal etwas von ihr möchte oder ob ihre demenzkranke Mutter sie überhaupt wieder erkennt. Als eines Tages ein alter Mann ins Fundbüro kommt und nach einer Tasche fragt, die ihm viel bedeutet, nimmt Dot einiges in Kauf um sie ihrem Besitzer wieder zu bringen. Und dabei findet sie auch immer mehr einen Weg aus ihren eigenen familiären Problemen und Geheimnissen...

Die ersten Kapitel dieses Romans beginnen mit der Beschreibung des Arbeitsplatzes der Protagonistin Dot, einem Fundbüro. Ganz wunderbar werden der Raum mit den verlorenen Gegenständen beschrieben, die Regale voll sortiert und gestapelt mit den verrücktesten Gegenständen. Doch für Dot sind dies nicht nur Gegenstände, sondern es sind alles verloren gegangene und geliebte Dinge, die in leiser, stummer Hoffnung auf ihren Besitzer warten und eine Seele haben. Manchmal gibt es ein Happy-End, einige Gegenstände werden vergeblich warten und dann auf einer Auktion "verramscht" werden, an den Meistbietenden. Das Ganze hat etwas melancholisches an sich und doch ist da immer wieder die leise Hoffnung auf Glück und Freude wenn eines der geliebten Dinge den ursprünglichen Besitzer erreicht!

Ursprünglich hatte ich nach der Inhaltsangabe ein ganz anderes Buch erwartet, ich dachte es würde sehr viel um die Suche der Tasche und das Wiederbringen an den Besitzer dieser gehen, aber eigentlich handelt nur ein kleiner Strang wirklich davon. Stattdessen geht es sehr viel um Dots eigenes Leben, ihre Probleme am Arbeitsplatz und in ihrer Familie. Aber nur weil man etwas anderes erwartet hat, bedeutet dies ja nicht immer gleich, dass es schlechter sein muss als die Erwartung!

Dots ist eine etwas verschrobene Persönlichkeit, obgleich sie eigentlich noch sehr jung ist. Aber hinter dieser eigentümlichen Fassade steckt ein sehr sensibler und besonderer Mensch den es lohnt, kennen zu lernen.

Im Buch geht es ausserdem immer wieder um Dots demenzkranke Mutter und diese Krankheit wird sehr liebevoll und gefühlvoll beschrieben. Wie schwer es für die Angehörigen ist immer wieder erleben zu müssen das die eigene Mutter einen nicht mehr erkennt, aber auch wie viel vertraute Berührungen, Gerüche und Geräusche für den Demenzkranken bedeuten können und wie diese immer wieder Pforten zur Gegenwart öffnen können!

Obwohl mich das Buch im Großen und Ganzen sehr berühren konnte, habe ich dennoch einen Stern abgezogen, denn die Mitte des Buches hat sich an einigen Stellen für mich doch sehr in die Länge gezogen. Ausserdem wurde mir die Handlung auch stellenweise zu wirr. Dennoch, wer einmal der Magie der alten Fundstücken erliegen möchte, die alle eine ganz eigene Geschichte haben, der sollte sich dieses Buch unbedingt näher ansehen! Das Buch war weniger witzig als vermutet, dafür aber sehr intensiv und überraschend! Besonders schön und originell fand ich auch vor jedem Kapitel das Gefunden/Verloren eines Gegenstandes oder einer Person. Das hat das Flair des Fundbüros nochmal verstärkt.

Fazit: Ein Buch das nachdenklich macht, ob es sich nicht doch manchmal lohnt nach alten, geliebten Dingen zu suchen, bevor man etwas neues kauft...