Ein mitreißender Sci-Fi-Noir

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Dieses Buch von David Reimer hat mich sofort gepackt und zwar sowohl durch die dichte Atmosphäre als auch durch die beeindruckende Mischung aus Science-Fiction, Thriller und klassischem Noir. Reimer schafft es, ein Szenario zu zeichnen, das fern in der Zukunft spielt und trotzdem unheimlich nah wirkt: korrupt, rohstoffgierig, brutal und durchzogen von einer bedrückenden Hoffnungslosigkeit. Die Welt im Jahr 2225 ist nicht idealisiert futuristisch, sondern zerrieben zwischen Konzernmacht, moralischem Verfall und dem einsamen Kampf einzelner Figuren. Besonders Alan Bishop, der abgewrackte Ermittler, ist eine faszinierende Hauptfigur. Er wirkt abgebrannt, desillusioniert und doch irgendwie unverwüstlich. Man spürt förmlich, wie er sich durch die trüben Schichten der Gesellschaft arbeitet, obwohl ihn die Wahrheit mehr und mehr verschlingt. Die Ausgangssituation, ein mysteriöser Tod auf einer Ganymed-Minenstation, entfaltet sich rasant zu einer gigantischen Bedrohung. Die Gerüchte über ein außerirdisches Fragment, die verschlungenen Interessen des Lunaris-Konzerns und die vier geheimen Frachter, die bereits unterwegs sind, erzeugen eine stetig steigende Spannung. Reimer erzählt konsequent, hart und dabei überraschend philosophisch. Besonders der Eingangssatz über die Hölle als Bewusstseinszustand setzt den Ton für das ganze Buch: tiefgründig, verstörend und voller unterschwelliger Warnungen.
Je weiter Alan vordringt, desto klarer wird: Die größte Gefahr kommt nicht aus dem All, sondern aus den menschlichen Entscheidungen. Das moralische Dilemma, die Frage nach Loyalität und Wahrheit und das Spiel mit der eigenen geistigen Zerrüttung machen den Roman nicht nur spannend, sondern auch emotional berührend.
Das Cover ist ein echter Blickfang und passt perfekt zum Inhalt. Inmitten eines düsteren Höhlensystems stehen drei Figuren vor einem gleißenden, geheimnisvollen Licht in einer kreisrunden Grube. Für mich ein visuelles Sinnbild für das „Fragment“ und die unerklärliche Macht, die es im Buch besitzt. Die farbliche Kälte des Eises, die Blautöne und die Dunkelheit vermitteln sofort das Gefühl von kosmischer Isolation und Gefahr. Das Cover schafft es, die Stimmung des Romans aufzuzeigen. Es ist fremdartig, bedrohlich und beeindruckend zugleich und fängt dies alles in einem einzigen Bild ein. Dazu kommt noch, es ist atmosphärisch, modern und macht neugierig auf das Unbekannte.
Es ist ein wirklich großartig erzählter Sci-Fi-Thriller, der tiefgründige Fragen aufwirft, die Zukunftswelt glaubwürdig ausarbeitet und eine konstant steigende Spannung hält. Für Fans von düsteren Science-Fiction-Epen, komplexen Ermittlungsplots und philosophischer Tiefe ist „Das Ganymed-Fragment“ ein absolutes Must-Read.