Insgesamt zu langatmig

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pmelittam Avatar

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Vor 1.000 Jahren wurde ein Dämon in eine Schriftrolle gebannt. Nun scheint mit dem Siegel etwas nicht zu stimmen, und Prinz Tymur macht sich auf den Weg zur Alfeyn Ililiané, die seinerzeit das Siegel installiert hat, sie soll es kontrollieren und ggf. erneuern. Als Reisegefährten sucht er sich eine bunte Truppe. Kev Kaltnadel, einen ehemals brillanten Fälscher, der nach dem Tod seines Bruder den Drogen anheim fiel, Enidin Adramel, eine noch sehr junge Ordensmagierin und Lorcan Demirel, ehemals Steinerner Wächter der Schriftrolle. Unter den Gruppenmitgliedern gibt es eine Menge Ressentiments und Eifersüchteleien, und der Weg zu Ililiané ist so schon schwer genug.

Ich bin sicher nicht die einzige, die dem Cover kaum widerstehen kann, es schreit direkt „Ich bin ein toller Fantasy-Roman“, Klappentext und Leseprobe taten ein übriges, und ich war dem Roman verfallen. Zunächst gab mir die Lektüre des Romans auch recht, die Protagonisten sind wunderbar unterschiedlich, ihre Quest versprach Spannung, und die Bedrohung war nachvollziehbar. Jedoch flachte die Geschichte dann stark ab, wurde sehr langatmig und damit auch langweilig, und am Ende war ich sehr am Zweifeln, ob ich weitere Bände lesen möchte, denn dies ist wieder einmal kein Einzelroman.

Leider sind die Protagonisten nicht besonders tiefgründig gearbeitet, im Grunde sind sie mit ein oder zwei Charaktermerkmalen beschrieben, Enidin ist sehr von sich eingenommen und blickt auf die anderen herab, noch dazu ist sie verliebt. Auch Lorcan ist verliebt, ansonsten kann er gut kämpfen, Tymur ist schwierig und man durchschaut ihn schwer. Einzig Kev hat mehr Facetten und ihn lernt man auch am besten kennen. Und er ist derjenige, der sich am ehesten entwickelt.

Die „Handlung“ besteht aus vielen Dialogen, vor allem Tymur redet gern, immer wieder drehen sich Gespräche um dasselbe. Viel passiert im Roman tatsächlich nicht, Gefahren werden eher angedeutet als ausgeführt, mit den Protagonisten wird man nicht recht warm, außer mit Kev. Am Ende gibt es einen recht heftigen Cliffhanger, der mich allerdings nicht wirklich überrascht hat, und mich leider auch nicht so recht zum Weiterlesen animiert.

Der Erzählstil allerdings gefällt mir gut, vor allem im Prolog hat mir die Sprache sehr gut gefallen, da gibt es schöne Sätze wie „Seine Füße hüpften ein Muster in die Treppenstufen“, später kann man unter anderem lesen "Selbst das Muster, das sein Atem in die Luft malte, zitterte vor Angst" (Pos. 4607). Auch die Welt scheint gut gelungen, soweit man das beurteilen kann, leider wird sie noch recht wenig ausgereizt. Die Autorin erzählt aus den verschiedenen Perspektiven der Begleiter Tymurs, obwohl diese ja immer zusammen unterwegs sind, man erhält so einen differenzierten Blick auf das Geschehen, und erfährt auch mehr darüber, wie alle übereinander denken.

War ich zunächst noch begeistert von dem Roman, hat das im weiteren Verlauf immer mehr nachgelassen, am Ende habe ich mich fast gelangweilt und bin mir trotz Cliffhanger nicht im Klaren, ob ich weitere Bände lesen möchte. Die Charaktere sind mir zu wenig ausgearbeitet, nur Kev und teilweise Tymur zeigen mehr als nur ein oder zwei Wesenszüge, wobei bei Tymur viele Fragen offen bleiben, die Geschichte insgesamt ist mir zu langatmig gestaltet. Ich vergebe 3 Sterne, für die Sprache und das gelungene erste Drittel, wer Fantasy liebt, findet sicher gelungenere Werke.