Spannend mit sehr viel Luft nach oben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
elmidi Avatar

Von

„Das gefälschte Siegel“ ist der Auftakt zu einer neuen Fantasieserie aus der Feder von Maja Ilisch. Die Geschichte spielt in Neraval, im einem Land mit einer besonderen Geschichte. Vor mehr als 1000 Jahren herrschten hier die Dämonen. Ein schrecklicher Dämonenfürst musste bekämpft werden. Damare, der König schloss sich zusammen mit der Magierin Iliane und zusammen gelang es ihnen, den Dämon in eine Schriftrolle zu bannen. Iliane versiegelte die Schriftrolle auf alle Zeiten mit der ihrer letzten Kraft und schaffte steinerne Wächter, die sie bewachen sollten.

Aber 1000 Jahre sind eine lange Zeit, eine lange Zeit für das Warten auf einen dämonischen Angriff, der nicht kommt. Die Wachsamkeit lässt nach, Fehler passieren und mit der Schriftrolle stimmt etwas nicht.

Der Königssohn Tymor macht sich mit sehr ungleichen Gefährten auf den Weg zu Iliane, die immer noch leben soll. Lorcan, ein geschasster steinerner Wächter, Kevron, ein begnadeter, aber versoffener Fälscher und die 16jährige blutjunge Magierin Enidin machen sich mit Tymor auf die Suche.

So ganz bin ich mit dem Buch nicht klar gekommen. In Teilen ist es sprachlich hervorragend erzählt, enthält wirklich gruselige Momente und auch der gesamte Aufbau der durchaus spannenden Geschichte ist gut.

Regelrecht auf die Nerven gegangen sind mir aber die vier Hauptprotagonisten. Enidin ist ein verwöhntes, pubertäres Gör mit einem übergroßen Selbstbewusstsein. Alles, was an ihrer Magie vielleicht mystisch und geheimnisvoll wirken könnte, wird übertüncht von ihrem altklugen und zickigen Benehmen. Kevron ist besonders am Anfang des Buches seinem Suff ergeben, sieht überall Gespenster und stolpert mehr mit. Er ist die Person mit der größten Entwicklung zum Ende des Buches und somit fast die spannendste. Lorcan wird reduziert auf seine Kämpfer- und Beschützerrolle und wirkt dadurch sehr eindimensional. Am schlimmsten jedoch ist Tymor, der mit langen Monologen die Geschichte eigentlich dominiert und auch sehr aufhält. Ständig ist man befasst mit seinem Gemütszustand, den er wortreich und diskussionswütig darlegt, der aber eigentlich nicht wirklich interessant ist.

Das Buch endet sehr abrupt, mit einem Knall sozusagen – ich wünschte mir, ich könnte die Geschichte weiterlesen, aber mit anderer Besetzung.

Fazit: Eine wirklich, wirklich gute Grundlage für die Story und eine tolle Sprache, aber viel Aufholbedarf bei den Hauptprotagonisten.