Das Geflecht - Thriller oder Biobuch?

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
teddybaer66 Avatar

Von

Gleich zu Beginn erblickt man ein Highlight: Das wunderschön gestaltete Cover, was einen förmlich zwingt, dieses Buch zu lesen.

In die Geschichte hineinzukommen ist aufgrund der plastischen Erzählweise wenig anspruchsvoll, man findet sich direkt im Geschehen wieder. Doch je mehr man vom Buch verschlingt, desto mehr erhält man das Gefühl, dass sich hier das richtige Feeling eines packenden Thrillers nicht so recht einstellen mag.

Die Erzählweise ist angenehm, die Zeit- und Protagonistenangaben helfen beim Zurechtfinden in diesem Roman. Doch nach Beenden des Buches fallen einem einige Sachen auf:

- Getreu der Autorenbeschreibung findet man in diesem Buch eine Vielzahl an naturwissenschaftlichen Anleihen, vornehmlich in biologischer und physischer Hinsicht, die zwar meiner Meinung nach sehr interessant, jedoch nicht unbedingt der Stimmung förderlich sind. Das altbekannte Feeling bei einem richtig guten Thriller bleibt hier leider aus, aufgrund der nicht stringenten Spannungsentwicklung. Gegen Ende fällt die Spannungskurve doch sehr flach aus, da von vorneherein feststeht, wer der Verantwortliche ist und daraus auch bis zum Schluss keinen Hehl gemacht wird.

- Meiner Meinung nach ist das Ende zwar sehr schön abgerundet, doch alles in allem viel zu seicht und durchschaubar geschrieben.

- Der mit Abstand größte Pluspunkt des Romans ist die Protagonistin Tia Traveen. Die Enthüllung ihrer Blindheit wirft noch einmal ein vollkommen anderes Licht auf ihre Aktionen. Die Beschreibung dessen, wie sie sich in der Welt zurechtfindet und was Blinde alles "können" (was de facto ja nun einmal stimmt), ist faszinierend. Sie gewinnt zunehmend einen Status, der dem eines Helden im Buch gleichgesetzt werden kann. Man gewinnt großen Respekt für ihr Handeln und verneigt sich am Ende sinnbildlich vor ihr für ihre Leistungen.

 

Alles in allem ist dieses Buch also kein typischer Thriller, da Spannung und unerwartete Wendungen sowie eine etwas weniger seichte Handlung fehlen. Doch mit Tia Traveen hat Andreas Laudan noch einmal etwas gutgemacht. Diese Protagonistin ist derart gut aufgemacht, dass man nach Beenden des Buches zwar denkt: "Ok, war ja zu erwarten", aber im selben Moment auch denkt: "Aber trotzdem Hut ab vor Tia!".

Fazit:

Zu großen Teilen aufregend, aber unspannend geschrieben, deswegen leider nur 2 Punkte. Hier wäre theoretisch deutlich mehr drin gewesen!