Wer hat Angst im Dunkeln?

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majandra Avatar

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**1)     ** **Inhalt**

 

Die blinde Höhlenkletterin Tia Traveen, die stets von ihrem besten Freund Leon begleitet wird und auch mit ihm zusammen wohnt, bekommt den Auftrag, zwei Jugendliche aus einem Bergwerk zu retten, wo diese eine Party gefeiert hatten und in einen Schacht gestürzt sind. Natürlich macht sie sich sofort auf den Weg, die beiden zu suchen. Was sie dabei findet, ist allerdings nicht nur menschlich – auch ein Pilz lebt hier unten, und er ist gefährlich.

 

Weitere Protagonisten sind Böttcher und Bringshaus. Zweiterer ist der Vater von Justin, einem der in der Höhle gefangenen Jugendlichen. Er macht sich große Sorgen um seinen Sohn, der nur dort unten ist, um seiner Freundin Dana zu helfen. Böttcher hingegen wirkt unnahbar und konzentriert. Schnell wird klar, dass er irgendetwas über diesen eigenartigen Pilz weiß und in unklare Machenschaften verstrickt ist.

 

Auf dem Weg nach draußen stoßen die vier immer wieder auf Hindernisse: Sie müssen unterirdische Seen durchqueren und erfrieren fast, Wege hinauf oder hinunter klettern, haben keinen Kontakt nach draußen und wissen nicht, ob sie den Weg jemals finden werden. Gut, dass sie Tia an ihrer Seite haben. Als kurz vor dem Ausgang jedoch ein dreißig Meter tiefer und vier Meter breiter Abhang vor ihnen steht, stellt sich die Frage: Wie sollen sie es alle hinüber schaffen? Und der Pilz rückt langsam näher …

 

**2)     ** **Sprache**

 

Besonders gefallen hat mir die Tatsache, dass viel direkte Rede verwendet wird, und diese nicht – wie leider häufig üblich – durch „sagte er/sie“ abgeschlossen wird, sondern durch einfallsreiche andere Vokabeln (z. B. „befahl sie sich“, „seufzte er“, „drang seine Stimme in ihr Ohr“, …). Durch diese Abwechslung werden auch die unterschiedlichen Stimmungen der Protagonisten deutlich vermittelt.

 

**3)     ** **Analyse**

 

Besonders eindrucksvoll wird Tia Traveen geschildert. Ihre Blindheit, die zu Beginn des Werks überhaupt nicht auffällt, wird auch in der restlichen Handlung kaum jemals als Nachteil empfunden, obwohl mehrmals deutlich wird, dass sie sich zwar unterirdisch gut orientieren kann, im Freien jedoch auf Hilfe angewiesen ist. Dennoch scheint es ganz so, als ob hier versucht wird, anderen blinden Menschen Mut zuzusprechen, ihr Leben im Alltag mit Hoffnung zu meistern und diese niemals aufzugeben.

Außerdem birgt auch der Inhalt viel Spannung. Einzelne Passagen deuten immer wieder auf größere Probleme mit den Hindernissen der Dunkelheit hin, außerdem kann man sich von Kapitel zu Kapitel nicht sicher sein, ob alle Beteiligten die Suche nach der Oberfläche überleben werden. Erfrierungen, Verirrung, kein Kontakt zur Außenwelt … Und nebenbei versucht auch noch der Pilz, sich seine Opfer zu holen.

 

**4)     ** **Kritik**

 

Hilfreich sind besonders die Kapitelüberschriften. Diese bergen eine Uhrzeit, sodass man sich stets orientieren kann, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist. Außerdem wird der Name des Protagonisten/der Protagonistin genannt, aus dessen/deren Sicht das aktuelle Kapitel geschrieben ist. Auf diese Art weiß man schon vorher, was man ungefähr zu erwarten hat und welche der Nebenhandlungen man derzeit verfolgt. Auch das ist hilfreich, um einen Überblick über die Gesamthandlung und die Sichtweisen der einzelnen Personen zu erhalten.

 

Am Ende des Buches hat der Autor dankenswerterweise ein letztes Kapitel eingefügt, in welchem er erklärt, welche Teile des Buches der Wahrheit entsprechen und welche als Fiktion angesehen werden können. Hier erfährt man beispielsweise mehr über die „Methode von Daniel Kish“, der das Zungenschnalzen entwickelt hat und tatsächlich in Amerika lehrt. So erspart man es sich, interessante Punkte selbst nachzuschlagen, da der Autor mit sämtlichen fraglichen Punkten am Ende aufräumt.

 

**5)     ** **Empfehlung**

 

Durch die einfache Sprache und die leicht verständlichen Fachbegriffe, die ständig erklärt werden, erhält man auch als Laie gute Einblicke in die Welt der Höhlenkletterei. Außerdem wird die Spannung ständig durch gekonnte Schilderungen aufrecht erhalten und man kann sich allmählich vorstellen, wie das Leben für blinde Menschen sein könnte. Alles in allem handelt es sich um ein absolut lesenswertes Buch!