Für Nerds mit Geduld: Ein Roman über große Fragen

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bluemango Avatar

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"Das Gefühl von Unendlichkeit“ ist ein Roman, der einiges von seinen Leser:innen verlangt; vor allem Geduld und ein gewisses Interesse an Naturwissenschaften. Im Mittelpunkt stehen Zoe und Jack, zwei ambitionierte Studierende, die sich in Harvard kennenlernen, gemeinsam an einem Medikament gegen das Altern arbeiten und sich dabei langsam ineinander verlieben. Klingt spannend und das ist es auch, aber nicht auf die klassische, unterhaltsame Weise.

Was das Buch besonders macht, ist gleichzeitig auch seine größte Hürde. Der Schreibstil ist stark wissenschaftlich geprägt. Die Autorin, selbst Chemikerin, baut viele biochemische Begriffe, Fachgespräche und Laborszenen ein. Das verleiht dem Roman zwar Authentizität, sorgt aber auch dafür, dass man sich gerade durch das erste Drittel ziemlich durchkämpfen muss. Manche Passagen wirken eher wie ein Fachtext als wie ein Roman. Wer hier dranbleibt, wird mit einer klugen und stellenweise bewegenden Geschichte belohnt, aber leicht zugänglich ist sie nicht.

Auch inhaltlich ist das Buch eher ruhig. Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam und bleibt eher im Hintergrund. Das wirkt angenehm unaufgeregt, aber zusammen mit den vielen fachlichen Szenen und langen Beschreibungen kann sich die Handlung zwischendurch ziemlich ziehen. Einige Kapitel laden eher zum Abschweifen als zum Mitfiebern ein.

Das Thema selbst ist allerdings spannend. Es geht um den Traum vom ewigen Leben, um die Verantwortung der Wissenschaft in einer kapitalistischen Welt und um die Frage, wie weit man für Ideale gehen will. Wer sich darauf einlassen möchte, kann durchaus interessante Gedanken und Perspektiven mitnehmen. Dennoch ist es kein Buch für zwischendurch, keine leichte Lektüre für den Feierabend. Und auch kein Muss für jede Leseliste. Vielmehr richtet es sich an Leserinnen und Leser, die Lust auf Tiefe, Ethikfragen und naturwissenschaftliche Details haben.

Fazit: Anspruchsvoll, stellenweise zäh, aber thematisch interessant. Wer bereit ist, sich auf eine etwas sperrige Geschichte einzulassen, wird mit Tiefe belohnt. Wer eher nach Unterhaltung sucht, sollte vielleicht weiterblättern.