Gläserne Zeitsprünge

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rebeccawinter Avatar

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Der Atlantik-Verlag hat hier ein wunderschönes Buch gestaltet. Da ist zunächst der stimmungsvolle Schutzumschlag mit Ansichten von Venedig vor einer marmorierten Kulisse, die an Glasmurmeln erinnert. Der türkise Einband umschließt einen sehr starkfarbigen Buchschnitt, der das marmorierte Motiv des Schutzeinbandes aufgreift. Sehr ungewöhnlich, themenbezogen und originell.
So ist man als Leser gleich auf das Thema eingestimmt, bei dem es um die Glasmacherfamilie Rossa auf der Insel Murano geht. Dabei geht es natürlich um die Schicksale und Verbindungen der Familienmitglieder, in deren erzählerischem Mittelpunkt Orsola Rosso steht.
Die Autorin Tracy Chevalier bedient sich eines genialen Kunstgriffs und lässt durch Zeitsprünge eine Geschichte der Glaskunst über den Höhepunkt der Renaissance bis in die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts aufleben. Historisch wichtige Geschehnisse werden vermerkt oder in den Handlungsfaden integriert. Dabei altern die Menschen nur wenig, so dass sie uns weitgehend bis zum Schluss begleiten. Wie Tracy Chevalier dies erzählerisch erklärt und einen mitnimmt ist ein Zeitspiel auf ganz hohem Niveau ohne Irritationen für den Leser, der leicht und elegant durch die Jahrhunderte geführt wird.
Zentraler Ausgangspunkt ist die Glaskunst, um die sich die Geschicke der Familie Rosso dreht. Zu erfahren, welche Veränderungen in Herstellung und Handel erfolgten, fand ich faszinierend. Auch wie sich die Hauptfigur Orsola im sozialen Netz der Familie behauptet und ihren Weg als Perlenmacherin in wirtschaftlich schwierigen Zeiten geht, ist interessant und glaubwürdig.

Ein wirklich schönes Buch, innen wie außen.