Ein Mörder zu Weihnachten

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Als großer Liebhaber klassischer britischer Kriminalromane hatte ich gewisse Erwartungen als ich „Das Geheimnis der Greys“ von Anne Meredith zur Hand nahm. Bereits die Ausgangslage der Geschichte lieferte den perfekten Rahmen: Ein verschneiter Landsitz, eine begrenzte Anzahl von Personen, ein Mord am Weihnachtsmorgen und viele Geheimnisse. Aber der Reihe nach: Zu Weihnachten kommen alle Familienmitglieder der Greys auf dem Familiensitz zusammen um gemeinsam Weihnachten zu verbringen. Es handelt sich dabei aber mitnichten um ein fröhliches Zusammentreffen in herzlicher Atmosphäre, vielmehr sehen es die meisten als lästigen Pflichttermin an, bei dem es gilt Geheimnisse zu bewahren und die eigenen Interessen zu verfolgen. In diesem Fall bestehen die Interessen darin Geld vom Familienoberhaupt zu bekommen. Als dieser am nächsten Morgen tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden wird, hat nahezu jeder ein Motiv.
Soweit befinden wir uns im Umfeld der klassischen Detektivgeschichte. Doch nun gibt die Autorin der Geschichte einen überraschenden Twist. Denn, im Gegensatz zum rasch herbeigerufenen Inspektor, wissen wir Leser durchaus wer den Mord begangen hat, wir schauen dem Mörder dabei sogar über die Schulter und begleiten ihn auch weiterhin durch die Ermittlungen, Befragungen und Entwicklung, welche (und so viel darf man an dieser Stelle wohl verraten) gar nicht mal schlecht für den Täter sind. Die Perspektive wechselt dabei regelmäßig durch die verschiedenen Mitglieder der Familie und interessanterweise spielt die Polizei in der Aufklärung der Tat keine allzu große Rolle.
Der Roman erschien damals unter dem Original-Titel „Porträt eines Mörders“, was mir ehrlich gesagt ein besserer Titel erscheint, da er der Geschichte besser gerecht wird. Anne Meredith hat nämlich keinesfalls nur einen weiteren britischen Kriminalroman verfasst, sondern eröffnet dem Leser eine Charakterstudie und damit verbundene Einblicke in die Folgen einer Gewalttat und deren Einfluss auf das weitere Leben des Täters.
Also nein, meine Erwartungen an den Roman (eine klassische Detektivgeschichte im verschneiten England) wurden nicht erfüllt, sondern ich wurde überrascht, was sehr viel besser war. Lassen Sie sich auf diese Art der Erzählung ein und sie werden nicht enttäuscht werden. Wenn Sie meinen ein Kriminalroman, in dem man den Täter kennt, sei nicht mehr spannend … Anne Meredith überzeugt sie vom Gegenteil!