Hoffentlich bald wirklich ein Klassiker!

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sapere_aude Avatar

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Ich habe "Das Geheimnis der Grays" quasi aus dem Briefkasten weg gelesen und damit dieses erste richtige Herbstwochenende verbracht - passender könnte es kaum sein!
Aber der Reihe nach: Anders als sonst empfiehlt es sich bei einem Krimi ja durchaus nicht, die gesamte Handlung wiederzugeben und die Lösung des Rätsels zu lüften. Daher sei zur Handlung nur gesagt, dass sich zu Weihnachten alle Kinder des Adrian Gray wie jedes Jahr in dessen Landhaus einfinden. Die Treue zur Familie ist kaum ein Grund für das Erscheinen und so wundert es auch nicht allzu sehr, dass das Familienoberhaupt die Weihnachtstage nicht überlebt. Ermordet wurde Gray durch eines seiner Kinder...
Der Roman ist nicht in dem Sinne spannend, dass man bis zum Ende auf die Auflösung des Whodunnits wartet; aber er ist psychologisch so raffiniert und feinfühlig, dass man jede einzelne Seite gerne und schnell liest und wirklich eine Art Portrait und Psychogramm des Täters erhält. Wer also eher thrillerähnliche, hochspannende und blutrünstige Krimis mag, gehört hier vielleicht nicht zur Zielgruppe, aber Liebhaber klassischer britischer Kriminalromane dürfen sich freuen.
Anne Meredith hat diesen Kriminalroman bereits 1933 verfasst und man kann Klett-Cotta nur dankbar sein, dass er nun endlich in deutscher Übersetzung vorliegt. Diese Verzögerung überrascht umso mehr, da Dorothy Sayers oder Agatha Christie ja auch hierzulande vielgelesene Klassiker sind. Insofern kann man diesem Roman zahlreiche Leserinnen und Leser wünschen.
Zur Aufmachung vielleicht noch ein paar Worte zum Schluss: ich fand, das Bild erinnerte schon im ersten Moment an ein Jugendbuch. Die Mischung zwischen Hardcover und Taschenbuch samt Lesebändchen ist dagegen ein guter Kompromiss für eine deutsche Erstausgabe.