Nicht wirklich ein Geheimnis

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miss marple 64 Avatar

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1933 erschienen, stellt der Roman eine Herausforderung für den heutigen Leser dar. Das Buch sei denjenigen Krimiliebhabern empfohlen, die den Mörder bereits von Anfang an kennen lernen wollen. Bereits in den ersten Zeilen erfahren wir, dass Adrian Gray zum Weihnachtsfest 1931 „durch die Hand eines seiner eigenen Kinder“ starb. So wundert es wenig, dass der Leser alsbald auch den Namen des Mörders erfährt. Das Motiv liegt auf der Hand- das schwarze Schaf der Familie braucht Geld und bekam es nicht von seinem geizigen Vater. Hier könnte der Roman ja schon enden. Doch es folgt eine psychologische Studie aller Familienmitglieder eingebunden in die gesellschaftlichen Konventionen der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts im durch seine Standesschranken charakterisierten England.
Es steht nicht wirklich die kriminelle Tat im Mittelpunkt, sondern vielmehr legt die Autorin Wert auf die Darstellung des Familiengeflechtes und den daraus resultierenden Handlungen der einzelnen Mitglieder. Zwar folgt sie einem Muster des Kriminalromans, dessen sich auch Agatha Christie bediente, aber sie damit im Klappentext zu bewerben, ist zu hochgegriffen.
Mir persönlich hat das Buch mäßig gefallen. Durch die Konstruktion war Spannung kaum vorhanden, einzig das Figurenkonzept und das Agieren der einzelnen Personen waren interessant. Den deutschen Titel finde ich unpassend, denn ein wirkliches Geheimnis ist nicht vorhanden. Hier hätte man ruhig dem englischen Titel „Portrait of a murderer“ den Vorrang geben sollen.