Unterhaltsamer Thriller

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Der eigentlichen Geschichte geht ein Prolog voraus, in dem zwei Männer im Paris des frühen 14. Jahrhunderts grausam hingerichtet werden. Bei der Hinrichtung verflucht einer von ihnen diejenigen, die sie vernichtet und sich zu ihren Richtern aufgeschwungen haben. Die Geschichte selbst beginnt mit einem Kunstraub im 20. Jahrhundert. Es geht um den Diebstahl zweier Tafeln des Genter Altars, dem das Buch seinen Titel verdankt. Nach dieser kurzen Einstimmung springt die Geschichte in die Gegenwart nach Köln. Dort findet Daniel die Wohnung seines Freundes Juri verwüstet vor – und Juri tot. Als die von Daniel gerufene Polizei kommt, ist die Leiche jedoch verschwunden, was den Verdacht aufkommen lässt, dass der Mörder noch in der Wohnung war, als Daniel reinkam. Ohne Leiche beginnt die Polizei nicht zu ermitteln, weshalb Daniel sich selbst an die Arbeit macht. Plötzlich taucht Mara, Juris Schwester auf und hilft ihm bei seinen Nachforschungen. Schnell stellt sie einen Zusammenhang zwischen Juris „Hinterlassenschaften“ und dem zu Beginn erwähnten Kunstraub in Gent her. Ähnlich schnell sehen beide auch einen Zusammenhang zum Templerorden. Um genauer forschen zu können, brechen Daniel und Mara nach Gent auf. Allerdings werden die beiden bei ihren Nachforschungen „begleitet“, um nicht zu sagen verfolgt. Bald ist ihnen bereits eine weitere Verfolgergruppe auf den Fersen und eine wilde Flucht beginnt.
Das Grundprinzip der Geschichte ist bekannt: ein altes Kunstwerk trägt ein Geheimnis, das die einen lüften, die anderen schützen wollen und wieder andere wollen nur die damit verbundenen Reichtümer oder Macht. Daher lassen Dan Brown, verschiedene Variationen der Templerschatzgeschichte und Co. grüßen. Entweder mag man solche Geschichten oder nicht – fraglich ist dann, wie spannend die Geschichte erzählt wird: Wredes Buch liest sich flüssig, er erzählt spannend, wobei die eine oder andere Länge nicht ausbleibt. Und manchmal verhaspelt er sich auch in (zu) vielen Details, so dass sich kleine Unstimmigkeiten einschleichen. Sein Stil passt sich dem jeweiligen Jahrhundert und dessen Gegebenheiten an, vor allem die anfängliche Schilderung der Hinrichtung ist sehr plastisch. Es gibt Anspielungen auf Carcassonne, das bekannte Spiel des Autors, so dass auch mal ein kleines Augenzwinkern durchblitzt. Klar ist bei der Lösung des Geheimnisses viel Zufall oder Glück im Spiel (angefangen mit den „Grundbedingungen“: Daniel ist Reporter, Mara hat Kunstgeschichte studiert, so dass sie das nötige Handwerkszeug mitbringen – aber das gehört bei Thrillern nunmal dazu, wer realitätsnahe, tiefschürfende Inhalte sucht, sollte die Finger von Thrillern lassen). Spannend wird die Geschichte aber nicht zuletzt dadurch, dass die Geschichte des Altarraubs real ist und man spekulieren kann, wie wahrscheinlich Wredes „Lösungsvorschlag“ sein könnte.
Wer ein Buch sucht, das sich gut liest, die eine oder andere Überraschung bzw. Wendung enthält und bei dem man während Lektüre die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Zeiten bzw. Handlungsstränge suchen kann, wird am „Geheimnis des Genter Altars“ seine Freunde haben.