Etwas geht um auf Shadowbrook

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Clara Waterfields Körper ist ein Mienenfeld – jede unvorsichtige Bewegung, jeder Spaziergang kann ihr Knochenbrüche bescheren. Als Kind darf sie das Haus nicht verlassen und alles, was ihr bleibt, um die Welt zu entdecken, sind Bücher. Keine Romane, sondern Sachbücher, denn Clara glaubt nur an Fakten – für Religion oder Aberglauben hat sie nichts übrig.
Als sie ihre Mutter an Krebs verliert, wagt sich Clara allein nach draußen – und landet in einem Tropenhaus in London, in dem sie die Botanik lieben lernt. Als sie von ihrem Tutor den Vorschlag erhält, das Gewächshaus eines Mr Fox zu bepflanzen, sagt sie zu, und verlässt zum ersten Mal in ihrem Leben London.
Angekommen im Anwesen Shadowbrook muss die bodenständige Clara jedoch mit mehr kämpfen, als dem Überleben der Pflanzen, denn während der Hausherr kaum anwesend ist, treibt eine unheimliche Kraft ihr Unwesen in Shadowbrook …

Im Atemzug von Das Geheimnis von Shadowbrook fällt es leicht, eine andere großartige Autorin zu nennen, die es wie keine andere geschafft hat, düstere und zerstörerische Liebesgeschichten vor englischer Kulisse zu zaubern: Daphne DuMaurier. Diese Frau hat uns Geschichten wie Rebecca, Meine Cousine Rachel oder auch Die Vögel und Wenn die Gondeln Trauer tragen beschert.
Und Susan Fletcher wandelt eindeutig auf DuMauriers Spuren. Die unheimlichen Geschehnisse und die verängstigten Dienstboten erinnern an Rebecca: das einsame Herrenhaus, weitläufig umgeben von Gärten und ein Hausherr, der nur wenig von sich Preis gibt, während die Dienstboten sich ungebührlich verhalten.
Aber vor allem ist es dieses Gefühl, das Susan Fletcher vermittelt: diese Empfindung von Abgeschiedenheit und Geheimnissen, die hinter jeder Stirn zu lauern scheinen.
Was sie jedoch ganz eindeutig anders macht, ist die Charakterzeichnung. Denn DuMaurier hat – was natürlich auch daran liegt, dass sie zu dieser Zeit tatsächlich lebte – ihre Frauen stark zurückhaltend gezeichnet. Rachel aus Meine Cousine Rachel war eine für die damalige Zeit unabhängige Frau – Clara jedoch weist Rachel in ihre Schranken, denn sie schert sich nicht darum, was andere von ihr denken und gibt sich oft keine Mühe, den gesellschaftlichen Konventionen zu folgen. Das macht sie zur starken Protagonistin, doch, seien wir ehrlich, eine Frau unter Millionen zur damaligen Zeit.
Da wir jedoch heute leben und starke Figuren, egal ob Männer oder Frauen, lieben, war Clara mir trotz oder auch wegen ihrer menschlichen Trotzreaktion eine wunderbare Protagonistin, eine Frau, mit der ich gelitten habe und für die ich mir ein Happy End erhoffte – für sie, für Shadowbrook und auch den Geist, der darin umgeht.