gebrochene Knochen, unbeugsame Seele

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elohym78 Avatar

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Clara Waterfield wächst aufgrund ihrer Glasknochen sehr behütet auf. Ein Stoß, eine falsche Bewegung, zu heftiges Niesen, alles kann einen Knochenbruch verursachen. Clara leidet wie ihre Eltern sehr darunter, doch die beiden ermöglichen ihrem Kind die Flucht vor der Realität mit Hilfe von Büchern und Erzählungen. Doch als ihre Mutter an einem Tumor stirbt, öffnet sich für die junge Frau eine völlig neue Welt. Sie verlässt das Haus und erforscht ihre Umgebung. Eines Tages wird sie nach Shadowbrook berufen, um dort die Entstehung eines Tropenhauses zu beaufsichtigen. Doch die nächtlichen Ereignisse lassen Clara an ihrem Verstand zweifeln. Gibt es wirklich mehr zwischen Himmel und Erde, als sie mit ihrem rational denkenden Verstand erfassen kann?

Das Cover ist in dunklen Tönen gestaltet. Das S von Shadowbrook schlängelt sich wie ein goldener Fluss durch ein Blütenmeer. Ich finde es gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es die mystische Dunkelheit und den Hunger nach Leben für mich widerspiegelt.

Susan Fletcher hat einen wunderschönen, berührenden Schreibstil, der mich sofort an ihr Werk fesselte. Es war nicht die Schilderung des kranken Kindes, das trotz seiner Glasknochen und permanenten Brüche und daraus resultierenden Schmerzen das Leben lebenswert und aufregend findet; auch nicht die Eltern, die ihr Kind abgöttisch lieben und versuchen, die Wirklichkeit in die eigenen vier Wände zu lassen und ihr Kind trotzdem zu beschützen; auch nicht die bildlichen Darstellungen, so dass ich mich ohne Probleme nach London zu Clara versetzen konnte. Nein, sondern viel mehr die Mischung aus all dem. Fast kommt mir das Geschriebene wie eine Blume vor: Betörend.
So zumindest der erste Eindruck, den das Buch auf mich machte. Leider verloren sich im Laufe des Lesens diese Gefühle nach und nach. Wirkte es zuvor lebendig, wurde es plötzlich zäh. Oft habe ich mir gewünscht, die Handlung wäre zusammengefasst worden, damit Leben in die Seiten einziehen kann. Stattdessen nahmen die Schilderungen der inneren Werte und Gefühle überhand und verloren sich in einem Wust, dem ich nicht mehr folgen konnte. Natürlich bewegte mich das Schicksal von Clara, einer wirklich bemerkenswerten Frau und Kämpferin sehr, aber fesseln konnte mich die Handlung nicht.
Die zuvor wunderbaren Schilderungen der Gärten und der Umgebung, flachten immer mehr ab, so dass meine Gedanken auf Reisen gingen und dem Geschriebenen kaum noch folgen konnten.

Mein Fazit
Starker Beginn, fesselnde Charaktere, aber zum Ende hin eher schwierig.