Geheimnis mit vielen Gesichtern

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verenam Avatar

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Clara hat die Glasknochenkrankheit und weil ihre Knochen bei der kleinsten Belastung zu brechen drohen, muss sie ihre ganze Kindheit im Haus verbringen, umgeben von Polstern und Kissen. Auch ihr geliebtes Schaukelpferd darf sie nur aus der Ferne betrachten. Zum Glück gibt es da noch die Bücher in der hauseigenen Bibliothek. Sie sind für Clara die Verbindung zur Außenwelt und kein wissenschaftliches Gebiet ist vor ihr sicher. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter, fällt Clara in ein tiefes Loch. Doch sie erkennt schnell, dass ihre einzige Chance auf ein bisschen Selbstständigkeit, darin besteht, in die Welt hinauszugehen, über die sie bereits so viel gelesen hat. Dabei haben es ihr die Gärten von Kew besonders angetan. Bei einem ihrer vielen Besuche, freundet sie sich mit dem dortigen Gärtner an. Dieser hält das Ticket zu Claras Unabhängigkeit in den Händen und sie zögert nur kurz, diese Möglichkeit zu ergreifen. Doch bald muss sie auch feststellen, dass nichts so zufällig ist, wie es scheint.

Mir gefällt der Einstieg in die Geschichte sehr gut. Claras Vorgeschichte und ihr Leiden werden ausführlich erklärt und gut in die Geschichte eingebettet. In Shadowbrook angekommen, besticht der Erzählstil, der einer Nacherzählung der Erlebnisse von Clara entspricht, durch wunderbare Beschreibungen der dortigen Pflanzenwelt und den bunten Blumen in den Gärten von Shadowbrook. Es wird dadurch eine sehr schöne Atmosphäre geschaffen und Claras Leidenschaft für die Natur wird so noch einmal betont. Auch das „Geheimnis“ des Herrenhauses trägt seinen Teil dazu bei und jagt einem beim Lesen einen leichten Schauer über den Rücken. Zwischendurch wird die Handlung dann allerdings etwas langatmig, da man der Lösung des Geheimnisses nicht wirklich näherkommt. Die letztendliche Aufklärung wiederum, ist, für meinen Geschmack, dann etwas zu überdreht. Wut und einen gewissen Grad an Rachegedanken kann ich, unter den gegebenen Bedingungen und ohne zu viel zu verraten, ja noch nachvollziehen. Aber auf dieses doch sehr dramatische Ende hat mich die Geschichte nicht vorbereitet. In meinen Augen hätte sich für das „Alibi“ auch eine bessere Lösung gefunden, denn die jetzige Idee wirkt doch sehr konstruiert. Der sehr schöne Schreibstil hält den Leser hier aber dennoch bei Laune und bringt ihn auch bis zur letzten Seite, wo sich doch noch ein etwas versöhnlicheres Finale abzeichnet.

„Das Geheimnis von Shadowbrook“ lässt mich trotz der Kritik mit einem recht positiven Eindruck zurück, da der angenehme Schreibstil und die Idee hinter der Geschichte überwiegen. Mag man an der Ausarbeitung vielleicht noch etwas feilen können, so ist dieser Roman doch trotzdem unterhaltsam und bringt ein bisschen sommerliche Stimmung in die ungemütlichen Wintertage.