Mir hat diese Leseprobe sehr gut gefallen! Allerdings war ich doch überrascht. Gerüchte und Tratsch erwartet man doch vor allem von älteren Damen. Doch nein, die Protagonistin und Erzählerin des Buches ist eine alleinerziehende, junge Mutter, die wegen ihres Kindes wieder in ihre Heimatstadt gezogen ist.
Sie schnappt „das Gerücht“ vor dem Schulhof auf, wo alle Mütter auf ihre Kinder warten. Sie schenkt dem zunächst wenig Beachtung. Doch es gärt weiter in ihr. Abends, als sie auf einmal unbeschäftigt ist, beginnt sie zu googeln, um nach den Fakten des „Gerüchtes“ zu forschen.
Sie hat einen wirklich guten Blick für zwischenmenschliche Beziehungen. Sie beschreibt die wartenden Mütter treffsicher und mit Ironie. Von Beruf ist sie Immobilienmaklerin, und auch hier hat sie gelernt, Menschen zu durchschauen. Mir gefiel die Beschreibung ihres Berufes! Ganz zuletzt nimmt sie an einer Sitzung ihres Buchclubs teil. Das war natürlich der beste Abschnitt dieser Leseprobe! Zumal Romane über Buchclubs momentan in Mode zu scheinen sein. Auch die Leserinnen betrachtet unsere Heldin mit viel Ironie, und treffendem Blick.
Eigentlich setzt sie das „Gerücht“ nur aus Verlegenheit in die Welt. Sie möchte eine unangenehme Diskussion in ihrem Buchclub abkürzen, und weiß sich keinen anderen Weg, das Thema zu wechseln. Allerdings verstehe ich diesen Sprung in ihrem Charakter nicht ganz. Sie hat doch einen verantwortungsvollen Job, der sie viel mit Menschen reden lässt. Sie muss gut auftreten können. Und da knickt sie ausgerechnet bei einer kleinen Peinlichkeit während der Sitzung des Buchclubs ein? Und sagt etwas, das sie selber nur halb glaubt?
Doch gerade dieser „Sprung“ ist letztlich interessant. Ich würde darauf wetten, dass sie ihre eigene Schwatzhaftigkeit im Laufe des Buches noch bereut! Zudem ist meine eigene Neugier angefacht, und ich habe selber überlegt, welcher der bisher vorgestellten Charaktere wohl die Kindermörderin sein könnte. Denn dass sie schon vorkam, halte ich für mehr als wahrscheinlich.
Doch, dieses Buch würde ich sehr gerne gewinnen! Die Heldin ist ein sehr interessanter Charakter, nicht leicht zu packen. Und sie hat eine gute Beobachtungsgabe. Die ihr scheinbar hier zum Verhängnis wird. Nur den Prolog fand ich überflüssig, auf den hätte ich verzichten können. Denn man weiß doch auch später, dass sich die ehemalige Mörderin ihr Leben lang verfolgt fühlt...