Eine Dystopie in epischer Sprache

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Inhalt:

Der Jäger - Der Lehrer - Die Mutantin Gaia Marinos Sie bilden ein Zweckbündnis und leben gemeinsam im tiefsten Wald außerhalb der neuen Zivilisation, die sich nach einer verheerenden Katastrophe gebildet hat. Alle sind Ausgestoßene des Systems. Unter diesen Bedingungen wächst Gaia als Wildling auf. Vom Lehrer ausgebildet in einer Kunst, die nur wenigen Männern in der neuen Weltordnung vorbehalten ist: Dem Lesen! Doch wie ist es möglich, dass ihre eine Fähigkeit, die "Das Gesetz der Natur" verbietet, das Leben retten kann? Und wieso macht sie sich auf die Suche nach den letzten Büchern der Erde?

Cover:

Eine Kämpferin in einem dichten Wald. Die Bäume so gewaltig, dass der Blick zum Himmel versperrt ist. Die verschiedenen grünen Farbnuancen in einem Spiel von Licht und Schatten perfekt in Szene gesetzt. Dieses Bild auf dem Buchcover spricht mich sehr an. Genau deswegen bin ich überhaupt erst auf die Geschichte aufmerksam geworden.

Schreibstil:

Die verwendete Sprache ist episch. Es gibt viele Beschreibungen von Orten und Szenen, die ich leider teilweise etwas ausufernd empfunden habe. Außerdem werden oft Sätze verwendet, die eine Vorankündigung kommender Ereignisse und Handlungen sind. Dadurch sind meine Gedanken von der eigentlichen Szene abgedriftet und haben es mir erschwert, mich in die Protagonistin einzufühlen. Emotional konnte mich der Roman daher nur phasenweise berühren.

Meinung:

Gaia, die Mutantin, ist als Protagonistin jedoch sehr vielschichtig aufgebaut. Wegen ihrer Herkunft, Physis und ihrer Prägung durch das Aufwachsen im Wald bietet sie viel Potential und ich habe ihre Entwicklung während ihrer Reise gerne begleitet. Außerdem entsteht durch sie ein Bruch zur neuen Zivilisation nach der Katastrophe: Sie kann das Handeln und Denken der Menschen in der Gemeinschaft nicht nachvollziehen, obwohl sie die Regeln durch ihren Ziehvater, den Lehrer, kennt. Sie hadert sehr mit den Moralvorstellungen, die sie in ihrer Kindheit kennen gelernt hat und den Handlungen, zu denen sie die Menschen und die neue Weltordnung zwingen. Ihre Gedankenwelt zu ergründen, habe ich als besonders spannend empfunden.

Durch Gaia übt die Autorin Kritik an unserem Gesellschaftssystem. Machtstrukturen werden in Frage gestellt und das fragile Gleichgewicht des Friedens innerhalb der neuen Gemeinschaften auf eine harte Probe gestellt. Außerdem ist das misogyne Handeln der Männer für mich ein Kernelement des Romans, dass durch starke Protagonistinnen intelligent in Frage gestellt wird. Mir hat dieses Buch, das für mich einen Genremix aus Dystopie und dem Geschichtenaufbau eines High Fantasy Romans darstellt, gut unterhalten. Die progressiven Züge in "Das Gesetz der Natur" konnten mich begeistern. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil dieser Trilogie und in welchen Winkel von Zentralneuamerika wir Gaia noch begleiten dürfen.