Musikalisch Weltliteratur entdecken

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Zu einem echten englischen Schloss gehört auch ein echtes Gespenst. So trägt es sich seit hunderten von Jahren auch auf Schloss Canterville zu. Nacht um Nacht zieht das Schlossgespenst kettenrasselnd durch die Flure, nur dass die neu eingezogene Familie Otis aus Amerika so gar nicht an Gespenster glaubt und sich vor ihm einfach nicht gruseln will. Lediglich die Tochter Virginia interessiert sich ernsthaft für das Gespenst und bietet ihm schließlich sogar ihre Hilfe an.
Im Buch „Das Gespenst von Canterville“, nach einer Erzählung von Oscar Wilde, trifft klassische Musik auf Weltliteratur.
Ich kannte aus dieser Reihe bislang nur das Buch „Die Zauberflöte“, welches mir außerordentlich gut gefallen hat. Und so waren meine Erwartungen an die Neukompositionen für Orchestermusik und die Adaption des Textes groß. Ich darf sagen, dass meine Annahme eines guten Buches nicht enttäuscht wurde. Es ist dem Komponisten Henrik Albrecht ganz hervorragend gelungen, durch seine Musik eine atmosphärische, einnehmende Stimmung zu erzeugen. Dadurch werden Gefühle und Handlungen greifbar z.B. ein heraufziehender Regenschauer oder das Rasseln der Gespensterketten oder eine wilde Kissenschlacht. Außerdem haben wir, mein Sohn (10 Jahre) und ich, sehr gern den angenehmen Stimmen der Sprecher*innen des Hörspiels gelauscht. Dabei haben wir schnell festgestellt, dass der Text des Bilderbuchs über weite Stellen nicht mit dem der CD übereinstimmt. Der zu lesende Text ist zum Teil deutlich kürzer.
Neben der eigentlichen Handlung werden auf den Buchseiten in kursiver Schrift zusätzlich wertvolle, aber zum Teil auch erklärungsbedürftige Informationen zur Musiktheorie und den Instrumenten geliefert.
Doch ganz gleich, ob wir die Erzählung musikalisch über die beigelegte CD verfolgten oder ob wir uns das Buch gegenseitig vorlasen, in Ergänzung mit den großflächigen, farbigen und sehr ansprechenden Illustrationen, hatten wir viel Freude mit dem Buch. Wenngleich ich mich zwischendurch fragte, ob das vom Verlag vorgeschlagene Alter von 5 Jahren, aufgrund des Genres „Gespenstergeschichte“ und einiger damit verbundener vielleicht Angst machender Passagen und Begriffe (z.B. „Engel des Todes“), nicht zu niedrig angesetzt ist. Zumindest empfehle ich, dass Hörspiel zusammen mit jüngeren Kindern zu hören.

Fazit: Die stimmungsvolle Musik, die spannende Handlung sowie die kunstvollen Illustrationen bieten eine großartige Möglichkeit, Kindern den Zugang und die Auseinandersetzung sowohl zu klassischer Musik als auch zu großer Literatur zu verschaffen. Dieses Vorhaben ist auf eine durchweg kreative, kindgerechte, ansprechende und mitreißende Weise gelungen.