Mein Mangel an Geduld...

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dear_fearn Avatar

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Und nochmals habe ich gemerkt: Ich lese Bücher lieber, vor allem solche wie dieses, das sprachlich und inhatlich extrem anspruchsvoll ist. So kann ich das Tempo selbst bestimmen, bedeutungsvolle Sätze mehrfach lesen, manche Namen und Wörter besser erfassen. Deshalb fand ich den Einstieg nach jeder Hörpause aufs Neue wieder schwierig: Gemächliches Vorlesen von Markus Hoffmann (wenn auch ausgesprochen gut, großes Lob!), Fremdwörter, Namen... Nach ein paar Hörminuten konnte ich mich zwar entspannen und in die Stimme eintauchen, mich in der Story zurechtfinden, aber bei über 22 Hörstunden gestaltete sich das mehr als langwierig...

Kurz zum Inhalt: Simon Leylands Leben ist voller Wendepunkte. Er ist Übersetzer und gibt den Autoren in anderen Sprachen eine Stimme. Als seine Frau Livia einen Verlag erbt, zieht er mit ihr nach Triest. Nach ihrem Tod übernimmt er den Verlag, die Kinder sind erwachsen, und ihn erreicht die nächste Hiobsbotschaft: die nach mehreren Migräneanfällen irrtümlich gestellte Diagnose Gehirntumor, die ihn antreibt, den Verlag zu verkaufen. Nach seinem Umzug in das ihm vermachte Haus seines verstorbenen Onkels, schlägt er ein neues Kapitel auf und findet seine eigene Stimme.

Die Sprache dieses Buchs ist philosophisch, resümierend, unaufgeregt und langsam. Es gibt Wendepunkte und Hochs, aber von Spannung ist eher nicht zu reden. Die Charaktere sind mühevoll ausgearbeitet und kommen mir als Leser deshalb sehr nah vor. Paul Mercier nutzt viele Mittel, um seine Gedanken und Gefühlswelt wortreich deutlich zu machen, teils mit Briefen an seine Frau und inneren Monologen. Mir persönlich war das etwas zu viel des Guten, zu viel Wiederholung, zu langwierig, auch zuviele Vertiefungen in Wortbedeutungen. Das schmälert den Genuss etwas, vor allem, weil mir gegen Ende einfach mein Mangel an Geduld auf die Füße fiel.