Eindringlich

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mirabell Avatar

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Dieser Roman ist nichts für einfach Zwischendurch. Um die Geschichte von Jarik und Dima in all ihren Facetten zu verstehen, bedarf es etwas Zeit und Aufmerksamkeit. Peu à peu entdeckt man eine weitere Aspekte der Beziehung dieses Zwillingspaares, das, wie die Menschen in ihrer Umgebung, ständig den verschiedensten Facetten des Sonnenlichts ausgesetzt ist. Die Vorstellungen und Wünsche, die beide Männer an ihr Leben stellen sind bodenständig und gewissermaßen genügsam, obwohl einer der beiden die Eingriffe des Menschen in grundlegende natürliche Prinzipien mehr zu seinem Vorteil zu nutzen versteht und der andere die starken Veränderungen vehement ablehnt und sich diesen entgegen stellt. So entsteht für den Leser ein Blickwinkel, der verschieden ist und doch die gleichen Wurzeln hat, Entfremdung spürbar werden lässt und doch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl schafft und somit die Existenz einer scheinbar aus einem Stück gegossenen Welt in Frage stellt. Ausstaffiert wird dieser im Zwiespalt begriffener Weltblick immer wieder mit märchenhaften Erzählungen des Onkels der Zwillinge. Geschichten zu erzählen und die Wirklichkeit auszuschmücken, an einigen Stellen etwas hinzuzufügen, an anderen Stellen etwas auszulassen und Geschehnisse erklärbar werden zu lassen, das war seine Gabe oder vielleicht mehr eine Überlebensstrategie, um das karge Leben als Kolchosen-Arbeiter zu erträglicher zu machen. Was ist nun besser? Zurück zum einfachen Landleben oder das Ausnutzen der technischen Möglichkeiten, verbunden mit starken Eingriffen in die Natur?
Das Buch finde ich inhaltlich wie herstellerisch sehr gelungen. Die Hardcover-Bindung mit Kapitelbändchen und Papierumschlag machen einen sehr hochwertigen Eindruck und auch Papier und Typo sind gut gewählt. Etwas schade finde ich, dass die Titelblattgestaltung so stark von der der Originalausgabe abweicht.