Josh Weil: Das gläserne Meer

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florinda Avatar

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Josh Weil: Das gläserne Meer

Leider kann ich mich der bisher hier vorliegenden einzigen Rezension zu diesem Buch nicht anschließen, geschweige denn, es ebenfalls mit lobenden vier Sternen bewerten.
Vielleicht ist das ja "höhere Literatur" und ich bin schlicht und einfach zu simpel strukturiert, um sie ihr gebührend zu würdigen. Wobei ich vermute, dass ich eher mit falschen Erwartungen an die Lektüre dieser Geschichte herangegangen bin.
In der Beschreibung hieß es:
"Das gläserne Meer ist ein großer Roman über den Preis unserer Träume und Ideale, hochpoetisch und angefüllt mit der Magie russischer Märchen."
und
"Nach dem Tod des Vaters wachsen sie auf dem Bauernhof ihres Onkels auf, die Tage verbringen sie in den Kornfeldern und die Nächte im Bann der mythischen Geschichten aus dem russischen Sagenschatz."
Eingestellt war ich deshalb auf eine Familiengeschichte à la "Krieg und Frieden" oder "Doktor Schiwago" - nur eben 100 bzw. 200 Jahre später. Eine Familiengeschichte, eingebettet in Historie und Politik, vor allem aber in "Magie" russischer Märchen und Sagen.
Statt dessen erhielt ich eine - zugegebenermaßen mit dem Glashaus und den Spiegeln wirklich interessante - Mischung aus verschiedenen Genres, in welcher aber ständig die Zeitebene wechselten, ohne, dass dies ausreichend kenntlich gemacht wurde (manchmal begriff ich das erst, wenn erwähnt wurde, wo die Mutter gerade lebte). Märchen und Sagen wurden zwar gelegentlich erwähnt, spielten aber nicht die Rolle, die die Beschreibung in meinen Augen erwarten ließ.
Um Seite 267 herum stand auf 2 Seiten mindestens 8x "Scheiße" in diversen Variationen, dazu "Arsch" und was weiß ich noch alles. Hätte ich in der Häufigkeit wirklich nicht gebraucht. Irgendwo war dann auch die Rede von einer Frau, ich mag wegen des exakten Zitats jetzt nicht suchen und mir das noch einmal antun, sinngemäß ging es aber darum, dass sie sich gegen/auf einen der beiden Zwillingsbrüder warf, und erklärte, sie wäre gerade "pi***n" gewesen und sei nicht dazu gekommen, ihre "Mu***i" trocken zu tupfen.
Ich begann, dann querzulesen. Ich will aber gleichzeitig nicht verschweigen, dass es einzelne Stellen gab, welche mir gut gefielen. Ich erinnere mich da an Gespräche zwischen dem einen Bruder und seinem Chef und zwischen den beiden Brüdern. Das Ende - naja....
Wegen der erwähnten einzelnen guten Stellen und der Glashaus/Spiegelidee gebe ich aufgerundete 2 Sterne.