Russische Science Fiction

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hurmelchen Avatar

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Dieses Buch zu rezensieren ist schwer! Sehr schwer!
Es ist dies ein beeindruckendes Werk, aber auch ein schwer Zugängliches. Josh Weil, der junge Autor, im Klappentext hochgelobt von Schriftsteller Kollegen, wie Colum McCann und Richard Ford, kann schreiben, und wie, aber diese Art zu schreiben, wird nicht jedermanns Sache sein.

Josh Weil entwirft die fantastische Geschichte der Zwillinge Jarik und Dima, die in einem fiktiven Russland, das an einen Science Fiction Stoff gemahnt, aufwachsen. Die Mutter ist vom Tod des Vaters aus der Bahn geworfen, und so kommen die Brüder zu ihrem Onkel und wachsen dort in einer Art Kolchose inmitten der Natur auf, umgeben von den Mythen russischer Märchen und Sagen.

Als die Brüder erwachsen sind, wird das Land von einem Oligarchen regiert, unter dessen Diktatur die riesige Oranzeria, die Lebensader des Landes, entstand. Es ist dies ein gigantisches Gewächshaus, gespeist aus ewigem Licht von im Weltall fliegenden Spiegeln, welche das immerwährende Sonnenlicht reflektieren.
Die Zwillinge, die einst unzertrennlich waren, entfremden sich im Verlauf des Romans und versinnbildlichen damit zwei ideologische Standpunkte. Das Leben gestaltet sich komplexer, als in der geheimnisvollen Sagenwelt ihrer Kindheit.

Josh Weil erzählt diese tragische Geschichte in einer betörenden, bildreichen Prosa. Allerdings ist diese Prosa über weite Strecken redundant. Man könnte dem Autor eine gewisse Eitelkeit unterstellen. So begeistert war er von seinen Worten und seiner Geschichte, daß er dazu tendierte, die wunderschönen Beschreibungen zu wiederholen. Das führt natürlich dazu, daß der Roman zu lang gerät und zu weiten Teilen auch zu handlungsarm und damit trocken.
Weil hat einen klassisch-epischen Roman geschrieben, mit Charakteren, die schnell zu durchschauen sind.
Das Buch ist eine Parabel und legt den Finger in die Wunde von Kapitalismus, Diktatur und den Preis der individuellen Freiheit.
Lösungen oder Hoffnung präsentiert der Roman allerdings nicht.