Rezensionen | Das Glashotel von Emily St. John Mandel (übersetzt von Bernhard Robben)

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Als Vincent noch klein war ist ihre Mutter verschwunden. Einige Jahre später verliert sie auch ihren Vater. Zu ihrem Halbbruder hat sie nur unregelmäßig Kontakt und als sie in einem mysteriösen Luxushotel als Barkeeperin anfängt, kann sie sich nicht vorstellen, dass das in ihrem Leben alles gewesen sein soll. Wie es der Zufall will trifft sie dort auf Hotelbesitzer und Investor Jonathan Alkaitis, den sie kurzerhand, auf seine Einladung hin, nach New York begleitet.

Vincent wird die Tür zu einer Welt eröffnet, von der sie nichts gewusst hat. Die Bilder der unterschiedlichen Lebenswelten als voneinander abgeschnittenen Bereiche, die man erst wahrnimmt, wenn man ein Teil von ihnen ist, hat die Autorin faszinierend dargestellt. "Das Königreich des Geldes" im Kontrst zum "Schattenland", in welches ein anderer Charakter fällt nachdem dieser all seine Ersparnisse verloren hat. Die Blindheit der Lebenswelten einander gegenüber, wird gekonnt durchs ganze Buch gestreut (z.B. als eine Freundin Vincents anmerkt, dass sie ihren Bodyguard schon gar nicht mehr wahrnimmt). Auch die Konstruktion anderer Lebensbereiche, wie das "Gegenleben" welches, ähnlich wie Träume, nur im Kopf stattfindet und eine Flucht aus der Realität darstellt.

Obwohl ich wenig über die Handlung gesagt habe, heißt das nicht, dass nicht viel passiert. Ganz im Gegenteil. Das Buch ist vollgepackt mit Ereignissen, Charakteren und wechselnden Narrativen. Teilweise werden Fragen aufgeworfen und später einfach in einem Nebensatz beantwortet. Das alles lässt mich verstehen, wieso manche Leute dieses Buch nicht mögen oder einfach überladen finden. Mir ging es nicht so. Mandel hat meiner Meinung nach so gekonnt alle Geschichten miteinander verflochten, dass ich nie verwirrt war, dafür das Buch aber kaum aus der Hand legen konnte.