Sprengt die Ketten der Norm

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Sprengt die Ketten der Norm

Glashotel
Alle sichtbar
Unter ihnen Vincent
Verwirrung um ein Schneeballsystem
Ankommen

Ein außergewöhnliches Buch erfordert eine außergewöhnliche Inhaltsangabe. Tatsächlich liegt mit "Das Glashotel" ein Werk vor, dessen Inhalt sich nur schwierig zusammenfassen lässt. Beginnt mit dem ersten Kapitel zunächst ein kurzer Teil, der in seinen zusammenhanglosen Absätzen den Leser verwirrt zurücklässt, folgt darauf ein langer Ausschnitt aus Pauls Biografie, nur um später den Eindruck zu revidieren, dass es Paul ist, auf den sich das Buch fokussiert. Es ist Pauls Schwester Vincent, auf die das Augenmerk fällt. Doch genauso wie Vincent immer wieder aus jemandes Leben verschwindet, wird sie auch wiederholt aus der Geschichte gelöscht, die sich dann vermehrt um die Nebencharaktere kümmert.

Was zunächst völlig verwirrend klingt, ist ein total gelungenes Resultat literarischer Kunst. Gekonnt spielt die Autorin mit den Regeln der Literatur, die unausgesprochen vielen Büchern zu eigen ist, und bricht mit Normen. Doch alles macht Sinn.
Emily St. John Mandel hat ein Kunstwerk erschaffen, das so viel Interpretationspotenzial beinhaltet, dass der Leser sich nur ungern nach der Lektüre einem anderen Buch widmet. Dabei schreibt sie in einer klaren und doch atmosphärischen Sprache, die ihre Charaktere nahbar macht und doch gleichzeitig auf Distanz hält.

Macht nachdenklich!