Glückliche Zufälle oder doch Schicksal?

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Überraschend findet Anne-Lise eines Tages ein Manuskript in der Nachttischschublade eines Hotelzimmers vor. Es scheint naheliegend, dass es der oder die vorherige Bewohner/-in dort schlichtweg vergessen hat und nun vermisst. Von diesem Gedankengang geleitet, schickt sie es an die Postadresse, die auf einer der Seiten geschrieben steht. Nichtsahnend, dass die Reise des Manuskripts dort mitnichten ihr Ende finden wird, sondern gerade erst begonnen hat. Denn der Autor sieht es seit 30 Jahren zum ersten Mal. Und das Ende, das damals noch fehlte, wurde mittlerweile durch einen Co-Autoren ergänzt. Doch wie kam es dazu? Es beginnt eine aufwendige Suche…

Bevor ich zum Inhaltlichen komme, muss ich gleich zu Beginn meine Meinung zum Cover bzw. dem Umschlag loswerden. Es ist zwar dezent und in unauffälligen Farbtönen gehalten, aber gerade das macht es unglaublich hübsch. Warum es damit perfekt auf die Storyline abgestimmt ist? Nun, auch das Manuskript, das die Protagonistin entdeckt, wirkt im ersten Moment total unscheinbar. Erst im weiteren Verlauf der Handlung offenbart sich nach und nach seine Kraft. Es scheint die Menschen zu beeinflussen, zu verändern, im positiven Sinne. Es schenkt Mut, Hoffnung und eröffnet Raum für kindliche Fantasien, die die Erwachsenen im Laufe ihres Lebens begraben haben. Und am Allerwichtigsten: es bringt fremde Menschen zueinander und ermöglicht Verbindungen, die ansonsten vermutlich nie zustande gekommen wären. Nein, es war nicht die spannendste Lektüre meines bisherigen Lebens, aber eine inspirierende allemal. Damit wurden meine Erwartungen auf alle Fälle erfüllt. Vielleicht wäre es spannend gewesen, die ein oder andere Sequenz aus dem Text lesen zu können, um den es sich die gesamte Handlung über drehte. Aber möglicherweise wurde das bewusst nicht gemacht und die Autorin beabsichtigt damit, sich seinen eigenen Roman vorzustellen, der all‘ diese Wirkungen hat. Auch ein schöner Gedanke.
Mit der Briefform kam ich im Übrigen super zurecht, wenngleich es hin und wieder etwas verwirrend war, wenn schon wieder neue Figuren ins Spiel kamen. Aber am Ende konnte ich fast alle Namen zuordnen.
Was ich auch unbedingt noch anmerken möchte: ich selbst bin in letzter Zeit eine Vielleserin geworden und dazu noch Germanistik-Studentin. Und dennoch war es für mich kein Buch, das sich nebenbei lesen lies. Ich musste stets mit voller Aufmerksamkeit dabei sein, um wirklich jeden verschachtelten Satz zu verstehen. Ebenso schien die Reihenfolge der Briefe manchmal ein wenig durcheinander zu sein. Es ist also definitiv eine Empfehlung für literaturaffine Leser/-innen, und alle, die der deutschen Sprache sehr zugewandt sind. Denn DANN wird man sich die die Figuren hinein fühlen können und einen handfesten Beweis über das vorfinden, was Worte alles bewirken können.

Fazit: Ein Buch für Herz & Seele von Literaturliebhaber/-innen. Ich weiß nicht, ob jede/r etwas damit anfangen könnte. Da es nicht dem Genre entspricht, was ich sonst gerne lese, hat es mich auch nicht völlig vom Hocker gerissen. Ein angenehmer Zeitvertreib war es aber allemal.