Hommage an das Briefeschreiben

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igirl Avatar

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Dieses Buch ist richtig gut und wahrlich eine Erinnerung an die vergessene Kunst des Briefeschreibens. Es geht um ein verlorenes und zufällig von der richtigen Person, der Verlegerin Anne-Lise, gefundenes Manuskript. Sie und ihre beste Freundin Maggy begeben sich auf die detektivische Spurensuche nach dem Autor und der Person, die dem Manuskript ein Ende hinzu gefügt hatte. Denn der Inhalt ist eine ganz besondere Erzählung mit der Fähigkeit Menschen, die sich verloren glaubten, wieder zu vereinen. Wir Lesende verfolgen die Suche nach dem Ursprung des Manuskripts anhand des wunderbaren Briefwechsels der handelnden Figuren.

Ich habe lange kein Buch mehr so gerne gelesen. In jedem einzelnen Brief des Buches werden Gedanken und Gefühle der Protagonist:innen in wohl gewählte, ausgefeilte Worte, Ironie und Sätze, gebunden, von denen man einige vermutlich seinem Gegenüber eher nicht persönlich sagen würde. Und wer verwendet heute noch ein Postskriptum? Dieser spezielle Briefwechsel erzeugte für mich einen ganz speziellen Lesezauber, wenn auch nur als 'Über-die-Schulter-Gucker', also als Mitlesende der Briefe, die nicht an uns Lesende als Empfänger gerichtet sind. Wie gerne wäre ich eine Figur der Mitschreibenden gewesen, hätte mit gegrübelt, gefiebert, gelacht, gelitten, gehofft und geschrieben.

Mein Fazit: Der Autorin und ihrer Übersetzerin ist ein verzaubernder Briefwechsel, gebunden in einem Buch, gelungen. Wie wohl es tut aus dem Stakkato der Kurzsätze der Social-Media-Sprache einzutauchen in eine Welt des knisternden, hochwertigen Briefpapiers beschrieben mit Sätzen voller Gefühl.