Man kaum anders als selig strahlen

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Hält man Cathy Bonidans „Das Glück auf der letzten Seite“ in Händen, kann man kaum anders als selig strahlen. Doch hält auch der Inhalt das Versprechen, das das Buch selbst erwarten lässt?

An sich ist die Handlung überschaubar: Während ihres Urlaubs im Norden Frankreichs findet Anne-Lise in einem Hotel ein Manuskript im Nachttisch. Sie lässt sich in dessen Bann ziehen und versucht, herauszufinden, von wem es stammt. Doch immer, wenn sie ihre Fragen beantwortet glaubt, tun sich neue Fragen auf: Als sie den Verfasser des ersten Teils ausfindig gemacht hat, ist unklar, wie das Manuskript in das Hotel kam, wer den Teil verfasst hat, für den nicht der Verfasser des ersten Teils verantwortlich zeichnet … zudem bemerkt Anne-Lise mit der Zeit, dass der Text die Weichen im Leben derer, die mit ihm in Kontakt kommen, anders stellt – auch Anne-Lises …

Bevorzugt „funktioniert“ diese Geschichte natürlich für Bibliophile, denn es geht um Bücher, ihre Entstehung, was sie mit dem Leben von Menschen machen können (der feste Glaube, dass ein Buch ein Leben verändern kann, hilft ungemein, das Buch zu mögen), sich einlassen auf Unbekanntes bzw. sich die Frage „Was wäre wenn …“ zu stellen … und sicher ein gutes Stückchen „heile Welt“. Was das Buch besonders macht, ist zum einen seine Form. Denn es ist als Briefroman konzipiert: Die verschiedenen Beteiligten schreiben einander. Das wiederum ermöglicht Bonidan, ihre sprachlichen Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Wie in der Geschichte selbst macht erst die Summe Bonidans Buch aus: zahlreiche Figuren, Stile, das ist abwechslungsreich und flüssig lesbar, ohne eine gewisse Tiefe zu entbehren. Um Gefallen daran zu finden, sollte man jedoch Briefromane „abkönnen“ und sich für Sprache begeistern können. Mir gelang das, denn ein Stück weit ging es mir mit dem Buch wohl wie Anne-Lise mit dem Manuskript: Man findet dieses Buch, mag es einfach und genießt diese gelungene Liebeserklärung ans Lesen und die Sprache – das muss man sich aber ggf. auch erst erlauben. Für Leser, die „Action“ suchen, ist es dagegen völlig ungeeignet.