Das Alltägliche des Lebens wird Literarisch

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Die Entwicklung vom Altpapiersammler zum Schriftsteller. Zugleich eine
faszinierende Entwicklung von Alltagsstoff in eine literarische Form. Es ist die autobiographische Geschichte des Schriftstellers Arno Geiger, der jahrzehntelang sein glückliches Geheimnis wahrte und es nun offen und mit Humor erzählt und damit auch eine Art Abhandlung über das literarische Schreiben verfasst.
Noch als Student in Wien fühlt sich der Ich-Erzähler zwar schon als Schriftsteller in spe, kommt aber nicht wirklich ins Schreiben, statt dessen macht er regelmäßige Streifzüge durch die Straßen Wiens und entdeckt per Zufall weggeworfene Bücher, Briefe, Tagebücher etc.
Er lebt zwei Leben, das eine im Untergrund, da unerkannt, das andere als Student und in seinen Jobs, mit den Eltern und den Frauen. Anfangs noch empfindet er es als Irrsinn, dort im Abfall zu wühlen. Er kann auch noch nicht viel damit anfangen. Und dennoch zieht es ihn magisch an.

Er hat das Gefühl, „liegengebliebene Zeit zu berühren“ und damit wird das Material kostbar für ihn. Alltagsfunde spiegeln das Alltägliche wider und das ist ihm wertvoller als grandiose Prosa, weil die Alltagsfunde das Leben zeigen, wie es ist. Das fasziniert ihn nicht nur, er findet das auch wahrhaftiger.

Alls das schlägt sich nieder in seinem Schreiben. Nach Jahren, wo er noch ausprobiert und zwischendrin auch einmal in Berlin lebt , kommt er wieder nach Wien zurück, wo er sich am wohlsten fühlt und wo er sich wieder seinem glücklichen Finden widmen kann und zunehmend eben auch entdeckt, wie wertvoll der Stoff für seine Entwicklung als Schriftsteller ist. An einer Stelle schreibt er, dass 35 Bände Tagebuch mehr Gewinn für ihn seien als Prousts
„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.
Zwischendrin werden auch seine Liebesgeschichten und das Altwerden der Eltern thematisiert, das Bild des gesellschaftlichen Kontextes wird noch komplettiert.
Er hat nicht nur Frieden gemacht mit seiner Zeit als „Vagabund“ , zumal er sich dabei ja auch frei gefühlt hat und ein bisschen anarchisch, paßt es doch so gar nicht zum Leben eines erfolgreichen Schriftstellers. Er hat mit diesem Offenlegen seines glücklichen Geheimnisses auch ein Buch über den Schaffensprozeß eines Autors gegeben, was ich außerordentlich spannend fand. Das Cover mit der Figur, die nach vorne und wie in die Sonne blickt, dies in Gelb und Orange passt wunderbar zum Glücksgefühl und machte auch Lust, da Buch sofort in die Hand zu nehmen.