Der Finderlohn im Altpapier

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wilde hummel 1 Avatar

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Arno Geiger schreibt nach den erfolgreichen Romanen seine Autobiografie. Bereits die vorgegangen Romane enthalten viele Teile seines realen Lebens. Und jetzt diese sehr intime, ehrliche und fast schon grenzwertige Entblößung. Das kann nur jemand, der mit sich selbst im Reinen ist, der selbstsicher und schonungslos sein Leben preisgibt. Nur das Verinnerlichte kann veräußert werden. Arno Geiger lüftet ein Geheimnis. Er ging fast suchtartig containern, beugt sich tief in das Altpapier, um Schätze zu heben, Briefe und Bücher dem Verderben zu entreißen und dabei viel zu erfahren von fremden Menschen und ihrem Leben. Er ist ein Brief- und Worte-Sammler, ein schnüffelndes Tier nach literarischen Leckerbissen. Dass Arno Geiger dieses Geheimnis preisgibt, dass er seine schriftstellerischen Gehversuche und Frustrationen schildert, dass er die hindernisreiche große Liebe erzählt - alles ohne Beschönigung und Selbstschutz - das macht diese Biografie lesenswert. Daneben hat er sehr intelligente und philosophische Betrachtungen über das Wegwerfen und das Bewahren eingestreut. Ich habe mich dabei erwischt, dass auch ich neuerdings in Altpapiercontainer spähe, aber leider nur unendlich viel Pappe aus unserer Bestellkultur finde.