Dieses Buch ist ein Geschenk!

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marga_pk Avatar

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Eine Bücherkiste war es, die in den 90ern seine Aufmerksamkeit erregte – eine Bücherkiste, die entsorgt worden war. Also nahm der damals noch blutjunge angehende Schriftsteller – oder sagen wir: Student, denn ab wann darf mensch sich eigentlich Schriftsteller*in nennen? – ein Taxi.
Fortan kramte Geiger oft in den Altpapiercontainern. Bis er es dann sogar wöchentlich tat. Kam schon vor, dass er sich beim Tauchen die Rippen anknackste. Das mag heute cool klingen, wegen Dumpster Diving und so, damals war es das nicht.
Arno Geiger hat im Altpapier nicht nur Bücher für sich selbst gefunden, sondern Wertvolles, das ihm die Miete einbrachte. Lithografien zum Beispiel. Alte Postkarten. Und Briefe. Viele Briefe. Ganze Briefkonvolute und manchmal auch Tagebücher. Die authentischste Form der Literatur. Denn die Menschen reagieren nicht so, wie sich Schriftsteller*innen das ausdenken. Die Menschen reagieren vielmehr aus dem Bauch heraus. Und wie schön, wenn man als Schreibender das Glück hat, auf Tagebücher zu stoßen.
Schön auch, dass es Autor*innen gibt, die so offen aus der eigenen Erfahrungswelt berichten. Die auch so offen darüber schreiben, wie sie zu ihren Ideen kommen und wie sich das Schreiben so anfühlt(e) für sie, damals und auch heute. 
Geiger berichtet nämlich nicht nur vom Wühlen im Altpapier, sondern vom Suchen und Finden ganz allgemein. Auch eine literarische Sprache ist ja nichts, was einfach so da ist. Gerade, wenn sie so schnörkellos, so kristallklar daherkommt.

"Das Brüten über Form und Sprache, das stundenlange Sitzen über einzelnen Sätzen – ich probierte es, bis ich blutig war. Dabei beschäftigte mich der Inhalt der Romane nur am Rand, was einfältig klingen mag”, heißt es auf Seite 18. 

Arno Geiger ließ sich Zeit. Er feilte an seinem ersten Manuskript, am Papier, im Kopf, immer wieder.
Mit einer großen Portion Ehrlichkeit berichtet der Autor von mäßigen Verkaufszahlen und davon, wie sich die Zusammenarbeit mit dem großen Hanser-Verlag zu Beginn anfühlte.
Was dann folgte, wissen wir. Arno Geiger bekam den Deutschen Buchpreis. Heute zählt er zu den ganz Großen in der deutschsprachigen Literaturszene – wie ich meine, zu Recht. Denn was den Autor dorthin brachte, das war nicht nur Talent und schon gar nicht einfach nur Glück, sondern vor allem harte Arbeit.
Geiger erzählt vom Kampf ums perfekte Manuskript. Aber auch davon, wie entspannt er heute damit umgeht, wenn sich seine Frau im selben Raum aufhält. Das ist das eigentlich Schöne am “Das glückliche Geheimnis”.

Dieses Buch ist ein Geschenk. Nach dem Zuklappen fühlt man sich irgendwie weniger allein. Als hätte man mit dem Autor und seiner Frau eine Nacht lang über das Leben, das Lieben, das Scheitern und das Wiederaufstehen geredet.