Einblick in die Schriftstellerseele

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throki Avatar

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Arno Geiger war mir von seinen Romanen her bekannt und so interessierte ich mich auch für sein neues Buch, das kein Roman, sondern eine Art Autobiografie ist.
Viele Jahre seines Lebens fuhr er mindestens einmal wöchentlich mit dem Fahrrad die Altpapiertonnen in seiner Heimatstadt Wien ab, wühlte im Müll und rettete Briefe, Bücher und Tagebücher aus dem Abfall. Anfangs verkaufte er viele Bücher auf dem Flohmarkt, um seinen Lebensunterhalt aufzubessern, doch er entdeckte auch viele Anregungen für seine Bücher im weggeworfenen Leben der Anderen. Geiger berichtet, dass diese Lebenszeichen fremder Menschen sein Schreiben stark beeinflusst haben, denn er hätte nie so intensiv in die Gedankenwelt von ihm fremden Menschen eindringen können, wenn er diese Konvolute nicht gelesen und aufgearbeitet hätte. Anfangs schämt er sich noch für sein Tun, aber mit der Zeit wird es für ihn eine innere Notwendigkeit, die er über Jahre beibehält und nur mit seiner Freundin K. teilt.
Das Buch lässt die Leser tief in das Leben des Schriftstellers eintauchen, nicht nur in sein Arbeitsleben, sondern auch in sein Privatleben: die Sorgen um die kranken Eltern, der Streit mit seiner Freundin und späteren Ehefrau K., Ärger mit Verlegern und den Stress auf Lesereisen.
Man kommt Arno Geiger sehr nahe und folgt ihm gern zu seinem glücklichen Geheimnis.