Friedhof der geplatzten Träume

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In erster Linie geht es in diesem Buch um das ‚Lebensgeheimnis‘ des bekannten Roman-Autoren Arno Geiger, welches er seit Beginn seiner Studienzeit hütet. Das Geheimnis besteht darin, dass Geiger (bis zu seiner ‚Beichte‘ in Form dieses Buches) unerkannt regelmäßig die Papiercontainer seiner Stadt inspiziert hat, auf der Suche nach Büchern, Briefen und Tagebüchern.
Anfangs aus Geldmangel (einerseits musste sich Geiger keine Bücher kaufen – er las einfach die Bücher die er in den Containern fand; andererseits verkaufte er große Teile der Bücherfunde auf Flohmärkten, und sicherte hierdurch zu Beginn seiner Studienzeit seine Existenz).
Mehr und mehr stellten die Funde allerdings auch eine Inspiration für Geigers Texte und sein Denken dar.
Dieses Buch ist ein sehr interessantes, autobiographisches Werk über das Leben und Schreiben Arno Geigers. Neben den Erfahrungen Geigers im Zusammenhang mit seinem „Papier-Containern“ schreibt Geiger über seine Beziehungen, das Entstehen seiner Bücher, seine literarischen Erfolge, die Maschinerie der Buchindustrie und nicht zuletzt über seine Familie – vornehmlich seinen an Demenz erkrankten Vater.
Beachtlich, wie offen Geiger erzählt, wie leicht er erzählt obwohl es z.T. sehr ernste Themen geht und das Buch zweifelsohne traurige Passagen hat.
Das Buch ist ein echter Tipp für all diejenigen, die die Bücher Geigers gelesen haben und seine Bücher, seinen Stil und seine Sprache lieben. Daneben ist es ein Tipp für alle anderen, die Geiger bislang noch nicht gelesen haben.
Mit diesem Buch lernen beide Gruppen den Autor ungeschminkt kennen und haben die Möglichkeit, ihm beim Leben, Denken und Schreiben über die Schulter zu schauen.
Für den Titel dieser Bewertung habe ich Geiger zitiert. Er schreibt „die Altpapiertonne ist der Friedhof der geplatzten Träume“. Wie Nachdenklich, wie wahr.