interessanter Einblick in das Leben des Autors

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buchlieberin Avatar

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Wie schon bei „Der alte König im Exil“ schreib Geiger in seinem neuesten Buch keinen Roman, sondern eine sehr persönliche Erzählung aus seinem Leben.
Als junger, mittelloser Student in Wien besserte er seine Finanzen auf, indem er in Altpapiercontainern wühlte und Fundstücke daraus auf Flohmärkten verkaufte.
Diese Streifzüge, die er über Jahrzehnte beibehielt nannte er sein „glückliches Geheimnis“. Er fühlte sich einfach wohl bei diesen Touren. Meist mit dem Rad unterwegs genoss er die Bewegung, die frische Luft, die in der Frühe menschenleeren Straßen. Später, als er schon ein sehr angesehener Schriftsteller war, fand er die Anonymität die ihm diese Fahrten brachten erleichternd. Niemand dachte, der Müllsammler könnte jemand sein, der regelmäßig im Fernsehne auftrat. Erkannt wurde er nie.
Waren es anfangs größtenteils Bücher die er aus dem Müll zog. Später kamen auch Postkarten, Tagebücher und Briefe dazu. Die persönlichen Schriftstücke waren allerdings nicht zum Verkauf, sondern für ihn selbst bestimmt. Er zog als Schriftsteller großen Nutzen daraus. Er bekam dadurch Ideen und Einblicke in ihm unbekannte Menschen, ihre Gefühle, ihren Alltag. Das bereicherte ihn sehr. Nicht zuletzt spielten in „Unter der Drachenwand“ Briefe eine wichtige Rolle.
Was mir sehr gut gefiel war der Einblick in das Leben von Arno Geiger. Seine Enttäuschungen bei den frühen, nicht sehr erfolgreichen Romanen. EIn Burnout, verursacht durch den Stress, nachdem er den Deutschen Buchpreis gewann. Er schreibt über seine Beziehungen, seine Familie. Immer wieder auch über den Vater und auch seine Mutter.
Ich weiß natürlich nicht wie offen und wahrheitsgetreu diese Erzählungen und Berichte sind, aber unterhaltsam sind sie auf jeden Fall.
Es gibt auch interessante Einblicke in den deutschsprachigen Literaturzirkus.
Am Ende des Buches diskutiert er auch mit sich selbst die Frage: darf man das?
Ein heiteres Buch, das mir diesen Autor, dessen Bücher ich sehr schätze, viel nähergebracht hat.