Interessantes Buch, das mit dem intelligenten und selbstreflektierten Schreibstil des Autors bestechen kann

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lilie125 Avatar

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Inhalt:
In dem Buch berichtet Arno Geiger über sein Doppelleben, das er lange geführt hat: Als junger Mann hat er sich frühmorgens auf den Weg gemacht und ist abends wieder zerschunden nach hausgekommen, aber das, was er dazwischen gemacht hat, das war sein Geheimnis. Denn über Jahre hat er im Altpapier auf die Suche begeben, nach Büchern, Briefen und Tagebüchern.
Dabei erzählt er auch viel über sein Leben und seinen Werdegang und sein Schaffen als Autor.

Meine Meinung:
„Das glückliche Geheimnis“ ist ein autobiographisches Buch, das sich sehr kurzweilig lesen lässt. Sehr persönlich, selbstreflektiert und introspektiv berichtet der Autor von seinem Leben. Zeitweise ist es fast schon eine Charakterstudie über sich selbst.
Besonders gut gefallen hat mir der intelligente Schreibstil und die vielen spannenden Gedanken, die er immer wieder zu Tage fördert. Dabei ist das Buch teilweise fast schon sprunghaft darin, wie er zwischen unterschiedlichen Themen hin und her wechselt. Diese Art der Erzählung hat mir aber sehr gut gefallen. Das Buch war dadurch stets sehr kurzweilig. Es fühlt sich so an, als würde sich der Autor zu einem setzen, um von seinem Leben zu berichten. Es ist mehr oder weniger ein Gedankenschwall, wirkt nicht großartig durch konzipiert, aber dadurch sehr authentisch. Der Schreibstil ist dabei teilweise fast schon „essayhaft“.
Dabei deckt er thematisch eine weite Bandbreite ab: Es geht um die Hindernisse, denen er als Autor begegnet und wie er über viele Jahre an seiner Schreibkunst gefeilt hat. Es geht um die Beziehungen zu Frauen, die teils sehr chaotisch waren und sein Leben mitunter stark geprägt haben. Es geht um seine Eltern, die immer gebrechlicher werden. Und es geht natürlich um die Streifzüge, die er über viele Jahre gemacht hat. All diese Erfahrungen haben ihn in seiner Entwicklung als Autor und in seinen Werken sehr geprägt, was er in diesem Buch immer wieder verdeutlicht. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder gesellschaftskritische und fast schon philosophische Passagen.
Diese Zusammenhänge fand ich unglaublich interessant und waren wirklich gut herausgearbeitet.
Sein „glückliches Geheimnis“ selbst blieb für mich aber leider etwas schwammig. In dem Buch gibt es sehr viele Auszüge über seine ausgedehnten Streifzüge durch die Altpapiercontainer der Stadt, aber für mich wurde nie ganz greifbar, wie seine Funde ihn beeinflusst haben. Gab es welche, die ihn zu Tränen gerührt haben? Schicksale, die ihn nachhaltig bewegt haben? Waren einige Personen in seinen Büchern davon inspiriert? Ich verstehe selbstverständlich, dass der Autor wegen der Privatsphäre der Betroffenen nicht einzelne Schicksale erläutern konnte und wollte. Aber es hätte mich dennoch interessiert, was all diese Funde auf einer emotionalen Ebene mit ihm gemacht haben. Insbesondere da das „glückliche Geheimnis“ als Aufhänger des Buches dient, fand ich es schade, dass dieser Aspekt nicht wirklich beleuchtet wird.
Zusammenfassend ist das Buch bestimmt nicht für jedermann etwas, denn man muss diese Art der Erzählung mögen. Ich für meinen Teil kann es aber nur an alle empfehlen, die an einer solchen autobiographischen und nachdenklichen Erzählung interessiert sind.