Am Ende sind wir doch alle nur gewöhnliche Menschen

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_lesezeit_ Avatar

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Meine Eindrücke:

Arno Geiger schreibt, in jedem von jemand anderem persönlich Geschriebenen entdeckt man etwas von sich selbst.
Dem kann ich nach der Lektüre seiner Autobiografie „Ein glückliches Geheimnis“ zustimmen. An manchen Stellen kam es mir so vor, als erzähle er auch ein klein wenig von mir.

Er erzählt von seinem Leben, seiner Familie, seinem bereits frühen Ziel Schriftsteller zu werden, seinen Beziehungen und Affären, seinen Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen, Gesundheit und Krankheit, von Erfolg und Misserfolg – und natürlich von seinem GLÜCKLICHEN GEHEIMNIS. Seinem Doppelleben. Der Quelle seiner Inspiration oder vielmehr: der Quelle eines vielschichtigen und ausgeprägten Eindrucks des gewöhnlichen Menschen, die er als Schriftsteller genutzt hat. Ein Geheimnis, das ihm Halt geboten hat und – zumindest in dieser Autobiografie – wie ein roter Faden durch sein Leben geführt hat.
Spannend finde ich auch, dass sein Geheimnis in Deutschland aufgrund der technischen Begebenheiten so gar nicht möglich gewesen wäre :-)

Dafür, dass ich bisher kein Buch von Arno Geiger gelesen habe, fand ich es sehr interessant ihn kennenzulernen. Ich war beeindruckt von seiner Wortgewandtheit (der initiale Anreiz für mich, das Buch zu lesen) und Ausdrucksform, obwohl mich letztere doch stellenweise manchen Satz mehrmals lesen lies. Positiv fand ich seine offene Selbstreflexion und auch Selbstkritik, teils humorvoll, teils philosophisch.

Es ist für mich kein „Buch für zwischendurch“, das sich leicht nebenbei liest, denn es erfordert Konzentration, obwohl es in einem angenehmen Stil erzählt ist. Es ist aber schon ein Buch das man wieder aufnimmt, wenn man es mal beiseitegelegt hatte, denke ich.

Einzig die Passagen, in denen er von seinen Affären oder holprigen Beziehungen erzählt, fand ich etwas müßig. Das mag auch daran liegen, dass wir wohl eine etwas verschiedene Definition von Treue haben. Trotz der „nur“ 237 Seiten habe ich recht lange gebraucht, um es zu Ende zu lesen. Ob das nur an meiner eingeschränkt zur Verfügung stehenden Zeit gelegen hat, kann ich nicht genau sagen.


Mein Fazit:

Viele Stellen haben mich zum Nachdenken angeregt, einige zum Schmunzeln gebracht. Insgesamt habe ich die Geschichten aus seinem Leben gern gelesen und bin auch neugierig geworden auf seine Romane.
Eine Autobiografie, die selbst- und auch gesellschaftskritisch ist. Und sich durchaus auch lohnt, wenn man die Romane von Arno Geiger nicht kennt.