Spannendes Werk, das nachdenklich macht

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frauke_liest Avatar

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Gerade habe ich die letzten Seiten des neuen Richard Powers ‚Das große Spiel‘ verschlungen und bin noch ganz im Bann des Ozeans, dem heimlichen fünften Protagonisten des Buches. Ihm kommt in diesem Buch eine ähnliche Rolle zu wie den Bäumen in seinem früheren Werk ‚Wurzeln des Lebens‘ (‚The Overstory‘).
Hauptsächlich verfolgt werden in ‚Das große Spiel‘ aber die vier Charactere Evelyne Beaulieu, Meeresforscherin und Taucherin, Ina Androita, Künstlerin, sowie der beiden ungleichen Freunde und Spielefans Todd Keane, Software-Entwickler und Spross reicher, weißer Eltern, und Rafi Young, Büchernarr, der nicht nur die Traumata seines eigenen bewegten Lebens sondern aller vorhergegangener Schwarzen von seinem Vater aufgeladen bekommen hat. Wir erfahren ihre Geschichten peu a peu aus verschiedenen Perspektiven und aus ihren verschiedenen Lebenszeiten, so dass erst nach und nach Vermutungen bestätigt oder Zusammenhänge ersichtlich werden. Neben dem Ozean geht es auch um Social Media und die mögliche Macht von KI, die gegen Ende des Buches die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwinden lässt.
Mich hat das Buch als begeistere ‚Overstory‘-Leserin und Fan von ineinander verwobenen Geschichten sehr gefallen und mir spannende Lesezeit beschert. Im Vergleich zur ‚Overstory‘ hat das Buch rund 100 Seiten weniger und die Struktur des Buches ist weniger konstruiert, was es leichter lesbar macht, auch dank der kleineren Zahl der Haupt-Charaktere. Wer irgendwann vor der ‚Overstory‘ kapituliert hat, Richard Powers aber gerne mal lesen würde, könnte dem ‚Großen Spiel‘ eine Chance geben. Die verschiedenen Charaktere machen das Buch zu seinem eigenen Ozean in den man eintauchen darf, wenn man die Seiten aufschlägt. Ein großes Lesevergnügen!
Danke an vorablesen und den Penguin-Verlag für das Leseexemplar.