Weltengang
Weltengang. Richard Powers Versuch, den Weltengang zu beschreiben. Eins steht (schon längst) fest - Richard Powers ist ein großer Autor mit nie nur einfachen Themen. In seinem neuen Roman "Das große Spiel" widmet sich der Autor dem Gang der Welt, dem Werden der Welt. Zunächst lässt er uns wissen und auch teilhaben an seinem Wissen, dass unser Planet dominiert wird durch seine Ozeane und die ungeheure Vielzahl seiner faszinierenden Bewohner, dass das Irdische quasi eine eher untergeordnete Rolle spielt. Gleichwohl sind seine Hauptpersonen nicht die Meeresbewohner, sondern Menschen - die allerdings das Schicksal des Planeten in ihrer Hand haben. Das Leben als Spiel, das immer weiter geht, das ist das Motto der Götter; geschaffen aus einem Ei von Ta'aroa, der aber allein war, weshalb er "weinte vor Langeweile und Einsamkeit, und seine Tränen füllten die Ozeane, die Seen und alle Flüsse der Erde." Man muss schon sehr genau lesen, um sich nicht in der Geschichte zu verlieren. Vier getrennte Handlungsstänge und unterschiedliche Zeiten wechseln einander ab... und am Ende läuft es dann zusammen. Zwei zentrale Themen, die sich durch die Geschichte ziehen - das Überleben mit und in der Natur, dem Meer und das Fortschreiten der Computertechnologie, die Übernahme der Welt durch KI. Ein zentraler Handlungsort ist Makatea, ein kleines Atoll im Pazifik; hier soll eine schwimmende Stadt entstehen, eine neue prototypische Form des Zusammenlebens für die Menschen ermöglicht werden. Hier laufen alle Handlungsstränge zusammen: Die Meeresforscherin Evelyne Beaulieu (welch passender Name!), Ina Aroita, eine Künstlerin, die am Strand nur noch angespültes Plastik für ihre Skulpturen findet, die Freunde Rafi Young, Büchernarr und Kreativgeist, und der Computerexperte Todd Keane, der eine KI perfektioniert haben muss, bevor bei ihm demenzbedingt das Licht ausgeht. Und über allem steht die Frage der Würdigung und Erhaltung der Schöpfung und wie er sich weiterentwickeln wird, der Weltengang. Ein faszinierendes Buch, weit mehr als 'nur ein Roman'.