Rosshimmel

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sago Avatar

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Auf dem Buchrücken bezeichnet die Autorin Corinna Bomann den Roman von Bettina Storks als echten Pageturner. Das Buch hat mich zweifellos gut unterhalten, aber soweit wie Frau Bomann würde ich nun nicht gehen. Dazu hat mich wohl die Protagonistin Lizzy, verwöhnte Tochter aus reichem Hause, nicht genug gepackt bzw. sie war mir einfach nicht sympathisch genug. Jemand der mit 37 außer mal auf Honorarbasis kaum gearbeitet hat, die Promotion immer wieder auf Eis legt und sich bei Geldproblemen noch in diesem Alter an Eltern oder Großeltern wendet, ist mir persönlich einfach total fern. Lizzy hat eine achtjährige, ebenso verwöhnte Tochter und ihren Freund und Vater der Tochter mal eben aus einer Sommerlaune heraus betrogen. Dass ihr das Freund Tom im nächsten Jahr immer noch nachträgt und nun selbst eine Liebelei beginnt, kann sie partout nicht verstehen. Lizzy hat für mich erst durch den Auftrag ihres Großvaters sympathischere Züge erkennen lassen. "Sorge für Gerechtigkeit," trägt er ihr auf dem Totenbett auf. Warum vermacht er ausgerechnet das geliebte Gut Rosshimmel in den Vogesen an zwei Wildfremde? Immer tiefer taucht Lizzy in die Familiengeschichte ein, die nicht so rühmlich ist wie erwartet, bis zurück in finstere NS-Zeiten. Was hatte der Großvater an den jüdischstämmigen Erben wieder gutzumachen? War er gar mitschuldig an der Deportation seines ehemaligen Geschäftspartners, hatte er sich daran noch bereichert? Lizzy lässt nicht locker, und ein bisschen süffisant muss ich als Vertreterin der arbeitenden Bevölkerung sagen, sie hat ja auch die Zeit dazu! So findet Lizzy nicht nur die wahren Schuldigen und deren Motive, sondern auch eine neue Liebe, was gleichzeitig als späte Versöhnung zwischen Schädigern und Geschädigten gesehen werden kann.
Der Stil der Autorin hat mir durchaus gefallen, ihre Protagonistin ist mir aber trotz allem fremd geblieben.