Das Haus der Rajanis

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Alon Hilu hat aus den abwechselnden Tagebucheinträgen des Isaac Luminsky und des Salach Rajani einen Roman gebastelt, der die Situation in Israel Ende des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Durch die Sicht auf die Ereignisse aus der Perspektive eines jüdischen Mannes und eines arabischen Jungen lernt man die Problematik (politisch und zwischenmenschlich) von zwei Seiten kennen. Es wird ein Konflikt beschrieben, der bis heute vorhält.

Während der Agronom Isaac als Kolonist versucht in Israel Fuss zu fassen und fruchtbares Land zu finden und zu bestellen, kämpft der psychisch labile Salach mit seinen trübsinnigen und düsteren Gedanken. Als sich die Wege der beiden kreuzen eröffnet sich für Isaac die Möglichkeit auf eigenes Land und für Salach die Aussicht auf einen Freund, seinen einzigen Freund. Salach sieht in dem Agronom einen guten Engel und hofft auf Rettung seiner kranken Seele, Isaac hingegen sieht in Salach zunächst nur die Gelegenheit um dessen Mutter näher zu kommen. Als Salachs Vater von einer langen Geschäftsreise heimkehrt und kurz darauf stirbt, nehmen die Ereignisse eine dramatische Wende.

Um die Authentizität der Tagebucheinträge zu wahren, wurde die Sprache des auslaufenden 19. Jahrhunderts beibehalten. Der für uns heute ungewöhnliche Satzbau macht es dem Leser schwer der Handlung zu folgen. Allerdings wurde es während des Romans immer einfacher, man gewöhnt sich daran.

Sehr interessant fand ich, dass der Leser sich seine eigene "Wahrheit" der jeweiligen subjektiven Tagebucheinträge bilden konnte. Zum Beispiel wurden einige Ereignisse von beiden Verfassern aus der Sicht des "Opfers" beschrieben, andere Passagen wurden von der einen Person verharmlost und von der anderen überspitzt dargestellt.

Mein Fazit: Man muss sich wohl für das Thema begeistern können und nicht vor einer sprachlichen Herausforderung zurückschrecken, um den Roman zu mögen.