Das Haus der Rajanis

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keltin Avatar

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Mit Freude habe ich dieses Buch erwartet, machte mir die Leseprobe doch schon Appetit auf mehr Lektüre!

Der Einband sieht gefällig aus, mit seinem saftigen Orangen, die auf einen israelischen Exportschlager verweisen: Die Jaffa-Orange. Die abgebildeten Schmetterlinge könnten als ein Hinweis auf Änderung. Verwandlung hinweisen.

„Das Haus der Rajanis“, jenes Buch, dass in Israel bei seinem Erscheinen große Beachtung erfuhr, erzählt die Geschichte Isaac (Jacques) Luminsky´s und Salach Rajani in Tagebuchform. Die Form der Sprache, welcher sich der Autor bedient, ist an das Hebräische und Arabische des ausgehenden 19. Jahrhunderts angelehnt und so muss man sich als Mitteleuropäer des beginnenden 21. Jahrhundert erst einmal auf diesen ungewohnten Sprachgebrauch einlassen. Ich persönlich hatte große Freude daran. Die Erzählweise ist frisch und detailliert, so dass sich das furchtbare Gut der Rajanis, aber auch das sich entwickelnde Jaffa mit all seinen verschiedenen Menschen farbenfroh vor dem inneren Auge entwickeln.

Ich möchte jetzt keine detaillierte Inhaltsangabe machen, gebe aber eine grobe Skizzierung des Romans.

Die Hauptfiguren:

-         Isaac Luminsky, ein junger Mann, der mit seiner frisch vermählten jungen Frau Esther aus Europa nach Palästina einwandert, und darauf brennt, seine Fähigkeiten als Agrarökonom für sein Volk einzusetzen. Allerdings hat er von Anfang an mit privaten (Verweigerung der ehelichen Pflichten seiner Gattin) und beruflichen (Er findet kein fruchtbares Land für den Aufbau ein florierenden Landwirtschaft) Schwierigkeiten zu kämpfen.

-         Salach Rajani, ein zwölfjähriger palästinensischer Knabe, der sehr schwer an seinen depressiven  Stimmungen und grauenhaften Vorsehungen leidet und abgeschirmt von anderen  Kindern und Menschen ein einsames Leben auf dem herunter gekommenen Gut seiner Familie lebt, als Kontakt nur seine Mutter und eine ältliche Dienerin. Der Vater ist ständig auf Geschäftsreisen.

-         Afifa Rajani, die Mutter Salachs verfällt dem Charme des jungen Isaac.

Im Verlauf der Handlung legt man immer wieder fast verstört das Buch beiseite und denkt sich „Moment! Wurde das zwei Seiten vorher nicht anders geschildert?“

Ja, so war es und man begreift, das man es mit zwei Wahrheiten zu tun hat.

Welche ist richtig? Welche ist falsch? Wer lügt, wer betrügt, wer sät Hass, wer hintergeht wem?  Langsam erfasst man, das es in der leidvollen israelisch-palästinensischen Geschichte ganz genauso ist: Niemand hat Recht – Niemand hat Unrecht.

Leidtragende sind immer nur die Menschen. Im Buch, wie im realen Leben.

Ich habe dieses Buch voller Interesse gelesen und kann allen Menschen empfehlen, die Interesse an Israel/Palästina haben!