Israel vor 100 Jahren

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irismaria Avatar

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Israel, Ende des 19. Jahrhunderts. Ein junges jüdisches Paar erreicht den Hafen von Jaffa um im gelobten Land zu wohnen und ist völlig erstaunt, dass dort Araber leben. Auf diesem historischen Hintergrund spielt die Geschichte rund um das Gut der Rajanis, für mich eine ganz unbekannte aber interessante Zeit eines wundervollen Landes.

Die Story ist als Tagebuch aus der Sicht des frischgebackenen Ehemanns Isaac geschrieben, dessen Hauptproblem aber weniger das Auswandern sondern eher die abweisende Haltung seiner Frau ist. Er nennt sie in seine Aufzeichnungen "die gnädige Frau" und redet bzw. schreibt mehr über sie als mit ihr. Konflikte sind hier vorprogrammiert. Interessqant finde ich, dass der Autor ein tatsächlich aus dieser Zeit stammendes Tagebuch verwendet hat. Die zweite Sichtweise ist die eines arabischen Jungen, der mit seiner Familie auf einem großen Landgut lebt. Einzelgängerisch bis psychisch krank ist er eine tragische Figur, hin- und hergerissen in einer Hassliebe zu Isaac, der sich des Jungen annimmt, ein Verhältnis mit seiner Mutter beginnt und das Landgut zuerst verwaltet, dann an sich reißt. Die Aufzeichnungen des Jungen nehmen prophetisch die künftige geschichte Israels vorweg.

Wundervoll bildreich beschrieben und mit altmodischer Sprache fühlt man sich in die Zeit vor 100 Jahren und in den Orient versetzt. Wer die orientalische Erzählweise mag, der wird diese Geschichte lieben. Mir gefällt der Roman sehr gut.