Über sexuelle Abenteuer und rassistische Überzeugungen

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
sabatayn76 Avatar

Von

Inhalt:

Ende des 19. Jahrhunderts: Ein Schiff mit jüdischen Siedlern läuft in Jaffa ein. An Bord befinden sich unter anderem Isaac Luminsky und seine Ehefrau Esther, die frisch vermählt sind, aber bereits sexuelle Probleme haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Isaac anderen Frauen zuwendet und schließlich die Palästinenserin Afifa Rajani und ihren 12-jährigen Sohn Salach kennenlernt. Nicht nur Afifa begehrt er, sondern auch das Anwesen, auf dem die Rajanis leben.

 

Mein Eindruck:

'Das Haus der Rajanis' ist mit Abstand das schrecklichste Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Gründe gibt es hierfür einige:

(1) Bereits auf Seite 7 fängt meiner Meinung nach das Drama an, denn hier findet der Leser ein Koran-Zitat ('Wir vertilgen sie und ihr Volk ganz und gar …, wegen der Ungerechtigkeiten, die sie begangen haben' - Sure 27, Die Ameise, Vers 52-53), das völlig aus dem Zusammenhang gerissen wurde und dadurch wie die billigste Propaganda gegen Muslime wirkt (und wahrscheinlich auch so gemeint ist). Ärgerlich ist dabei nicht nur, dass Verse und Suren des Koran nicht aus dem Kontext gerissen und ohne Kontextinformation interpretiert werden dürfen, sondern auch die Tatsache, dass es - wenn man sich die Mühe macht und den Koran zum Vergleich heran zieht - überhaupt nicht um Rassismus oder Intoleranz oder einem Aufruf zu blinder Gewalt geht. Wahrscheinlich passte dem Autor dieses aus dem Kontext gerissene Zitat lediglich hervorragend, um Muslime/Palästinenser zu diffamieren.

(2) Ein zweites Ärgernis ist Hilus Sprache. Anfangs kann man der Altertümlichkeit sicherlich noch etwas abgewinnen, aber sobald man merkt, dass der Autor nur einen einzigen Stil anwendet, um seiner Erzählung den Hauch des 19. Jahrhunderts zu geben, ist man schnell gelangweilt und genervt, denn im Endeffekt ist die Sprache lediglich hölzern, gestelzt und aufgesetzt (Bsp.: 'am darauffolgenden Tag, brachte ich ein Geschenk ihm, das auf dem Zigeunermarkt ich erstanden'; 'Bist aber gegen uns du, dann werden einander den Krieg wir erklären').

(3) Der Fokus des Protagonisten Isaac ist neben Bereicherung, Berechnung und Ausbeutung die permanente Befriedigung seiner sexuellen Gelüste. Nicht nur, dass die ständige Beschreibung seiner Triebhaftigkeit mehr und mehr nervt - Hilus Sprache ist zudem niveaulos, platt und häufig einfach nur lächerlich (Bsp.: 'Auch ihre Spalte ward alsbald zur Genüge geschmiert', 'Ich ging vor Anker in ihr, bis sie versank').

(4) Auch die Übersetzungen aus dem Arabischen sind bisweilen fehlerhaft und manche Bezeichnungen sind schlichtweg sinnfrei (Bsp.: psychotische Gesundheit').

(5) 'Das Haus der Rajanis' ist außerdem unglaublich langatmig, und ich musste mich durch das gesamte Buch zwingen. Lediglich die Hoffnung auf Besserung und auf eine differenziertere Betrachtung der historischen Ereignisse ließ mich durchhalten - diese blieben jedoch aus.

(6) Der Klappentext preist das Buch damit an, dass der Leser 'einen ungeschminkten, jüdischen wie palästinensischen Blick auf die historischen Ereignisse' geboten bekommt. Was der Leser stattdessen lesen darf, ist die Geschichte eines jüdischen Protagonisten, dessen Antipathie kaum zu überbieten ist: rassistisch, sexistisch, berechnend, aggressiv, schlüpfrig, intolerant, hinterhältig. Auch die anderen Charaktere wirken wie Personen, die man auf keinen Fall im wirklichen Leben treffen möchte und um die man am besten einen großen Bogen macht. Ab der Mitte des Buches erfährt der Leser endlich auch von der Situation der Araber, die nach und nach entrechtet werden und in ihrem eigenen Land nicht mehr erwünscht sind. Die palästinensische Sichtweise wird vom psychotischen Salach zum Besten gegeben, der Visionen von der Zukunft der Palästinenser hat, seine Mitmenschen warnt und dazu aufruft, die Juden aus dem Land zu vertreiben, solange dies noch möglich ist. Interessant ist es meiner Meinung nach schon, dass der einzige Protagonist mit dem 'palästinensischen Blick' psychisch krank ist.

(7) Zu 'guter' Letzt findet man im gesamten Buch frauen- und muslimverachtende Kommentare voller Vorurteile, Verallgemeinerungen und Halbwissen (Bsp.: 'Die Araber lieben Handgemenge, Streitigkeiten und Blut fürwahr über alle Maßen'; 'denn das Hirn der Frau ist klein und beschränkt'; 'die Buchstaben dieser gackernden Sprache, deren Buchstaben an Taubenmist gemahnen'; 'das Gegacker der Araber').

 

Mein Resümee:

Folgende Botschaft hält das Buch für den Leser bereit: Palästinenser sind gewalttätige, feindselige und dumme Gestalten, die sich erdreisten, in ihrem eigenen Land die besten Böden in Besitz zu nehmen und deren Religion grundlos zu Mord und Verbrechen aufruft.

Propagandistisch. Niveaulos. Langatmig. Sprachlich hölzern. Ganz, ganz schrecklich!