Epochenwandel

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benel Avatar

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Heide Rehn hat sich bis dato einen Namen als Schriftstellerin historischer Romane gemacht, die vor allem den Zeitraum des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ins Auge fassen. Ihre Romane spielen sich dabei in den Genres Liebesdrama und Kriminalroman ab.
Mit "Das Haus der schönen Dinge" versucht sie sich nun an der wohl wechselvollsten Epoche der deutschen Geschichte. Vom Kaiserreich bis zur Weimarer Republik (mit Ausblick in die Zeit des Nationalsozialismus ?) spielt ihr neuestes Werk. Es soll das Leben einer jüdischen Familie aus den Kreisen der Regierung widerspiegeln und hierbei den Aufstieg der Protagonisten und ihr Verhalten in der ihnen zunächst unbekannten Gesellschaft aufzeigen. Die Leseprobe liest sich dabei recht schnell, die Formulierungen sind klar, die Szenen kurz gehalten und das Topos der Geschichte scheint bereits vorgegeben. Erst der weitere Teil wird zeigen können, ob es Rehn gelingt den Genrewechsel (zunächst scheint es sich hier um einen politischen Gesellschaftsroman zu handel) zu vollziehen und ob sie den Zeitgeist (der sich wissenschaftlich gesehen deutlicher wiedergeben lässt, als dies die Quellen des Mittelalters tun) einfangen kann und wie das Buch das offensichtlich eingeflochtene Thema: Der Antisemitismus unter den Deutschen, zu vermitteln vermag. Der Leser darf so zumindest auf eine neue Facette Rehns gespannt sein. Die Herausforderungen, denen sich die Autorin hier gestellt, sind allerdings wesentlich größer als jene ihrer vergangenen Werke waren.

Ergänzung: Beim Lesen der weiteren Leseeindrücke scheint es angebracht, dass einige Mitleser lieber zu einem Geschichtslehrbuch denn zu Heidi Rehn greifen sollten. Wenn der Antisemitismus als "Religionskonflikt" verharmlost, relativiert und bagatellisiert wird, dann hätte man sich in der Schule vielleicht nicht immer freiwillig zum Kreide holen melden sollen.